Meinung/Kolumnen/Anstoss

Ernüchternde Erkenntnisse

Ein Outing, das die Rückständigkeit und Verstaubtheit der heilen Fußballwelt offenlegt.

Bernhard Hanisch
über Thomas Hitzlspergers Outing und die WM in Quatar

Die Weltmeisterschaft in Brasilien rückt näher. Tränen, Schweiß, Jubel, Trauer – sämtliche Erkennungsmerkmale menschlicher Emotion werden Inhalt der größten Medienshow dieses Erdballs sein.

Und das alles soll modern und sauber sein, denn der Sport will sich schließlich immer abputzen vom politischen und gesellschaftlichen Dreck. Hysterisch wurde also rauf und runter georgelt, wie mutig Deutschlands Ex-Teamspieler Thomas Hitzlsperger denn sei, der Öffentlichkeit mitzuteilen, schwul zu sein. Der Wahnsinn begann, wie eine Bombe schlug die Meldung ein, fast jeder fühlte sich bemüßigt, seinen Senf dazu abzusondern, sein liberales Gedankengut schleunigst in die Auslage zu stellen. Ob gefragt oder nicht.

Spieler X lobte Hitzlspergers Mut, zum gefühlten 328. Mal ließ Funktionär Y der Hoffnung auf mehr Offenheit freien Lauf. Mittelalterliche Reaktionen, geschehen am Beginn des Jahres 2014. Ein echtes Outing einer ganzen Sportgesellschaft – eines allerdings, das die Rückständigkeit und Verstaubtheit der heilen Fußballwelt offenlegt.

So als Begleitmusik rühren sich unter der allgemeine Verkrustung ranghöchste Vertreter des Weltfußballs und streiten über den tatsächlichen Austragungstermin der Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Auch so ein Outing – eines, das schonungslos zeigt, wie unglaublich schwachsinnig so manche Entscheidung in dieser Fußballwelt noch immer sein kann.