Meinung/Kolumnen/Anstoss

Anstoß: Schwacher Trost

Was jetzt? Hausmannskost schlucken, nachdem die angeblich schmackhafteste Kreation des österreichischen Fußballs am internationalen Tisch zerkaut und danach ausgespuckt worden war wie abgelaufenes Dosenfutter.Bundesliga. Aber wie soll man damit umgehen, wie sie jetzt bewerten? Soll man diese Liga überhaupt noch ernst nehmen in der schaurigen Erinnerung an das Salzburger Schauspiel vor ein paar Tagen im Europacup?Ja, man muss. Trotz allem. So half der Zufall, dass ein Wiener Derby, noch dazu als runde 300. Auflage, auf dem Spielplan stand. Immerhin fast 30.000 im Happel-Stadion – ein Ereignis, das in seiner Einmaligkeit im-merhin dazu verleitete, zu vergessen, einfach zu glauben, dass Österreichs Klub-Fußball doch noch atmet.Egal, ob man Grün liebt, Violett nicht leiden kann und umgekehrt, oder keine dieser Gefühlsregungen in sich spürt, die Liga benötigte gerade in Zeiten der internationalen Demütigung solch ein Spektakel.Und danach? Das Derby hatte seinen Zweck erfüllt: Es sorgte für Ablenkung. Die Anhänger beider Klubs dürfen in den kommenden Tagen darüber streiten, wie schwach zwei Mannschaften überhaupt sein können, die sich Titelanwärter nennen dürfen. Auf einer Briefmarke konnte Teamchef Marcel Koller wohl seine brauchbaren Beobachtungen notieren.Die vielleicht positivste Erkenntnis in diesen ernüchternden Fußball-Tagen: Es ging beim Jubiläumsderby ziemlich unter, wie erbärmlich der Unterstützungsboykott eines Großteils der hartgesottenen Rapid-Fans eigentlich ist.