Meinung/Kolumnen/Anstoss

Linientreue

Das offenbart eine an Sturheit grenzende Beharrlichkeit .

Bernhard Hanisch
über Marcel Kollers Linie

Die Olympischen Spiele sind vorbei. Weiß ist out, Grün wird wieder Modefarbe. Und warum länger vierte Plätze bedauern und Dopingsünder verteufeln, wenn Österreichs Teamchef wieder einmal den Kader für ein Fußball-Länderspiel bekannt gibt. Das Verkünden einer Namensliste – nicht mehr und nicht weniger. Aber das reicht bereits, um eine landesweite Diskussion loszutreten.

Warum nützt Marcel Koller nicht die augenblickliche Salzburger Euphorie, holt nicht sofort Andreas Ulmer oder Stefan Ilsanker in sein Aufgebot? Mehr Träger positiver Energien statt Fußballer, die bei ihren Vereinen momentan wöchentlich von Abstiegssorgen gepeinigt werden.

Warum wird Robert Almer wahrscheinlich wieder die Nummer eins für Österreich sein, obwohl er nicht einmal in Cottbus, bei einem Nachzügler in der 2. Deutschen Bundesliga, regelmäßig das Tor hüten darf? Warum ausgerechnet Emanuel Pogatetz, der in Nürnberg zumeist nur als Zuschauer den Überblick bewahrt?

Der Schweizer bleibt bei seiner Linie. Er setzt auf – zumeist im Ausland tätige – Spieler, denen er seit Monaten sein System und seine Philosophie einzuimpfen versucht. Das offenbart eine an Sturheit grenzende Beharrlichkeit und berechtigt natürlich zu kritischen Anmerkungen.

Doch Marcel Koller hat ein Plus auf seiner Seite: So richtig in die Hose gegangen ist seine Sturheit bisher noch nicht.