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Kopfsache

Vor 50 Jahren schon hatte ein ÖFB-Teamchef selbst Psychologe gespielt.

Wolfgang Winheim
über Bela Guttmann

Benfica werde in 100 Jahren nie mehr einen Europapokal holen, sagte der legendäre Trainer Bela Guttmann, als man ihn, den zweifachen Europacup-Gewinner, in Lissabon abservierte. Das war 1962. Aus aktuellem Anlass wird Guttmann († 1981) wieder zitiert: Benfica zum 8. Mal in einem internationalen Endspiel, zum 8. Mal gescheitert.

Den geschlagenen Benfica-Stars wird zwar egal gewesen sein, was der Trainer einer anderen Fußball-Zeit einst so daherplauderte. So wie Rapidler, wenn sie auf nationale Cup-Pleiten angesprochen wurden, stets versicherten, dass sie die Statistik nicht interessiere.

Tatsache ist, dass Rapid seit 19 Jahren erfolglos dem Pokalgewinn nachläuft, weil sich der Rekordmeister mit rekordverdächtiger Konsequenz im Cup gegen Namhafte wie Kottingbrunn, Schwanenstadt oder Pasching blamierte. Und Tatsache ist ferner, dass nicht nur Millionenklubs, sondern mittlerweile auch ÖFB-Jugendauswahlen zu Spielen mit Sportpsychologen anreisen. Zumal immer mehr Wettkämpfe, vor allem solche unter gleichwertigen Athleten, im Kopf entschieden werden.

Vor 50 Jahren schon hatte ein ÖFB-Teamchef selbst Psychologe gespielt und einem sensiblen Schützling mentale Stärke suggeriert, indem er zu Horst Nemec sagte: "Sie sind beste Mittelstürmer der Welt" – und ihn Rechtsaußen spielen ließ. Dank eines Elfertores von Nemec gewann Österreich gegen Ungarn 1:0. Der Name des Teamchefs: Bela Guttmann.