Meinung/Kolumnen/Anstoss

Keine Tragödie

Elf Syrer gewannen 1:0, während bei ihnen daheim die Bomben fielen.

Wolfgang Winheim
über die wahren Tragödien

Nur 3,063 Millionen Menschen leben in Wales. Nur 750.000 von ihnen beherrschen Walisisch. Zu denen zählen offensichtlich auch alle Nationalspieler. Denn die sangen bei ihrer Hymne (deren Text nicht englisch, sondern walisisch ist) ausnahmslos mit. Im Gegensatz zu den Österreichern. Doch das soll – vor allem nach einem so spannenden Match – nicht das Thema sein.

Den Experten verschlug’s zunächst vielmehr die Red’, weil Teamchef Koller mit Kevin Wimmer einen Innenverteidiger, der bei Tottenham in der aktuellen Meisterschaft noch keine einzige Minuten spielen durfte, an der linken Abwehrseite aufbot. Dass just von Wimmers Bein der Ball zur 2:1-Führung für Wales ins Tor springen sollte, war grotesk.

War aber nicht symptomatisch für das erste österreichische WM-Qualifikationsheimspiel. Es wurde vielmehr von außergewöhnlichen Spielern geprägt: Vom 90-Millionen-Euro-Mann Bale, bei dem alles Fuß (Vorarbeit zum ersten Tor) und Hand (Einwurf vor dem zweiten Tor) hat. Und vom zweifachen Torschützen Marko Arnautovic.

Außergewöhnliches der ganz anderen Art passierte gestern in der WM-Qualifikation in 7500 Kilometern Entfernung in Xian, wo China gegen ein Land verlor, von dem man nicht annehmen würde, dass es überhaupt noch eine Fußballauswahl stellen würde. Elf Syrer gewannen 1:0, während bei ihnen daheim die Bomben fielen.

Das Wiener 2:2 indes ist keine Tragödie.