Meinung/Kolumnen/Anstoss

Heiße Luft

Können Sie sich vorstellen, bei +48 Grad unter freiem Himmel zu frieren?

Wolfgang Winheim
über Katar 2022

Können Sie sich vorstellen, bei +48 Grad unter freiem Himmel zu frieren? Genau das wurde einer FIFA-Delegation im September 2010 in Katar demonstriert. Der KURIER durfte vor Ort fröstelnder Zeuge sein. Kalte Luft war beim Doha-Derby mittels eines Spezialsystems von den Tribünendächern herabgelassen worden. Die Reservespieler saßen in langen Hosen auf der Bank.

Wenige Wochen später erhielt das Emirat, das kleiner ist als Niederösterreich, den WM-Zuschlag für 2022. Vermutlich nicht nur, weil der technische Trick am Wüstenrand so perfekt funktionierte, sondern weil die Katari den FIFA-Bonzen auch zu deren persönlichen Vorteilen spüren ließen, dass Geld keine Rolle spielt. Seither ist die WM 2022 im heißen Katar medialer Dauerbrenner. Sollten sie im Juni stattfinden, müssten geröstete Fans, sofern noch transportfähig, die Heimreise antreten. Sollte die WM auf Dezember verlegt werden, würden das die Engländer als geschäftsstörenden FIFA-Affront empfinden. Denn: Anders als in anderen Ländern sind Liga-Spiele in England auch im Winter bestens besucht. Anders als vor allem in Österreich. Hierzulande verfügen nicht einmal alle Klubs über Rasenheizungen. Wie soll es für Finanzmarode dann erst zu klimatisierten Stadien reichen, zumal der Trick mit der Luft von den Tribünendächern leider nur in eine Richtung funktioniert.

Kalte Luft sinkt ab. Heiße Luft steigt auf. Oder wird aus dem Zürcher FIFA-Palast herausgeblasen.