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Es wird eng im Cockpit. Bitte anschnallen!

Die juristische Posse um (Ex)-Sauber-Pilot Giedo van der Garde wird zum Härtetest.

Philipp Albrechtsberger
über eine Klage in der F1-Welt

Diese Niederländer! Haben weder einen Grand Prix (zuletzt 1985) noch einen Rennsieger, und sind dennoch das Gesprächsthema vier Tage vor dem Start in die Formel-1-Saison 2015.

Der eine (Max Verstappen) hat noch nicht einmal einen Führerschein und gilt mit seinen zarten 17 Jahren dennoch als künftiger Champion; der andere (Giedo van der Garde) darf zwar am Straßenverkehr teilnehmen, um aber auf der Rennstrecke Gas zu geben, musste er vor Gericht.

Der 29-jährige Testfahrer der Vorsaison erwirkte im Vertragsstreit mit dem Sauber-Rennstall das Recht, eines der beiden Cockpits der Schweizer auszufüllen. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen: Bereits für Donnerstagmorgen (Ortszeit) ist in Melbourne eine Berufungsverhandlung angesetzt. Die beiden Fälle verbindet nicht nur die Nationalität der Hauptdarsteller, sondern auch die Frage, die dahintersteckt: Welche Voraussetzungen muss ein Formel-1-Pilot mitbringen, um nicht nur schnell, sondern vor allem möglichst gefahrlos über die Runden zu kommen?

Ist ein Mindestalter (künftig 18 Jahre) tatsächlich nötig? Es schadet jedenfalls nicht. Klüger wäre freilich eine Mindestanzahl an zurückgelegten Kilometern im zu fahrenden Boliden.

Gleiches sollte übrigens auch für die Maschine, nicht bloß für den Menschen gelten. Team Manor, das aus den Resten des insolventen Marussia-Rennstalls zwei Boliden zusammengeschraubt hat, ist ohne einen einzigen Testkilometer nach Australien gereist.

Wird Giedo van der Gardes "Traum" am Freitag im Training tatsächlich Realität, sitzt der 19-fache Grand-Prix-Teilnehmer zum ersten Mal in dem Sauber-Boliden mit der Kennzeichnung C34. Ein Auto, das nicht für und nicht mit ihm entwickelt wurde; ein Auto, das 800 PS leistet; ein Auto, das im Gegensatz zum Vorjahr ein modifiziertes Lenkrad mit mehr als 30 Schaltern, Wippen und Knöpfen hat.

Nach Verstappens Aufstieg hat die Formel 1 rasch reagiert. Sie ist gut beraten, es wieder zu tun. Denn die Richter gaben gestern zu, von der Materie keine Ahnung zu haben. Obwohl einer der Juristen im Laufe der Verhandlung sagte: "Wir drehen uns im Kreis." Wie wahr!

philipp.albrechtsberger@kurier.at