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Der Skandal als Hilfeschrei

Die Bundesliga – gemeint ist jener Verein, der den von 20 Mitgliedern praktizierten Berufsfußball vertritt – schaut zu

Bernhard Hanisch
über den Wettskandal

Es geht um zwanzig Partien mit bitterem Beigeschmack in den letzten zehn Jahren. Das ergibt einen verschwindend kleinen Prozentsatz für das Böse, betrachtet man die Lawine an Spielen, die in diesem Zeitraum in den beiden österreichischen Profi-Ligen durchgeführt wurden. In Zahlen ausgedrückt: 3600 Partien wurden an- bzw. abgepfiffen.

Das ist verdammt unüberschaubar und darum auch nicht kontrollierbar. Und es ist ein gewichtiges Argument für Schönwetter-Funktionäre, die schmutzige Machenschaften im Spielbetrieb als unabwendbares Übel in Kauf nehmen.

Zehn Spiele werden von Freitag bis Sonntag durchgeführt. Irgendwie. Von 20 Klubs in den beiden höchsten Spielklassen. Unter Beteiligung von sechs Klubs, die ziemlich alle Voraussetzungen eines Profibetriebs nach österreichischen Maßstäben erfüllen.

Der Rest rauft mehr oder weniger erfolgreich mit den Lizenzauflagen, die immer mehr zu einer künstlichen Konstruktion und Idealvorstellung einer professionellen Liga werden, die es in der Praxis gar nicht gibt.

Die Bundesliga – gemeint ist jener Verein, der den von 20 Mitgliedern praktizierten Berufsfußball vertritt – schaut zu. Oder sie bestraft zwischendurch, um medienträchtig an ihre Existenz zu erinnern.

Blankes Entsetzen über Wettbetrügereien vor Fernsehkameras ist da nur die logische Reaktion. Dieser Wettskandal müsste ein Anstoß sein. Für grundsätzliche Reformen. Für Fragen nach einem neuen Ligaformat, nach neuen Personen und auch nach neuen Strukturen. Das verlangt allerdings Initiative.

Diese sollte eben jener Verein zeigen, der den Profifußball vertritt.