Meinung/Kolumnen/Alles Balletti

Aufnahmekriterien

Fast ein ganzes Mannschaftsgerüst zeigt Zerfallserscheinungen.

Bernhard Hanisch
über Marcel Kollers „Patienten“

Es ist viel passiert in den letzten Monaten.

Rückblende: Österreichs Nationalteam wurde noch im Sommer 2012 eine rosige Zukunft vorausgesagt. Reichhaltig war die Auswahl an Legionären, kreativen und verantwortungsvollen Spielern und vor allem an Spielern, die bei ihren Klubs Stammplätze einnahmen oder zumindest in baldiger Aussicht hatten.

Vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer stellt sich die Situation anders dar. Fast ein ganzes Mannschaftsgerüst zeigt Zerfallserscheinungen. Spieler, die sich einst als Stützen angeboten haben, sind – von Formlosigkeit oder Verletzungspech befallen – bei ihren jeweiligen Klubtrainern nur zweite Wahl, oder sie leiden unter Niederlagenserien.

Was macht Teamchef Koller? Er veränderte seinen Kader kaum. „Patienten“ wie beispielsweise Janko, Prödl, Kavlak, Arnautovic oder Pogatetz genießen seinen Vertrauensbonus. Auch, weil der Teamchef die Trainingstätigkeit bei einem ausländischen Verein nicht geringer wertet als die dauerhafte Spielpraxis bei einem österreichischen Bundesligisten. Und weil sich Spieler der Bundesliga durch langfristige Leistungshochs eine Mitgliedschaft im Nationalteam verdienen müssen. Über Einzelfälle lässt sich streiten.

Das System der Pragmatisierung hätte Einzug gehalten, sagen Kritiker. Doch Koller hat nach einer Sichtungsphase klare Kriterien erstellt. Dass war in den vorangegangenen Jahren nicht immer so.