Meinung/Kolumnen/Alles Balletti

Alles balletti: Buhmänner

Immer feiner wurde das Regelwerk des Fußballs, immer schneller das Spiel. Doch die menschliche Wahrnehmungskraft blieb trotzdem immer auf unverbesserlichem Niveau. Schiedsrichter mit Röntgenblick, mit einem zusätzlichen Auge am Hinterkopf und mit der Fähigkeit, die hinterlistigen Gedanken der Spieler lesen zu können - man hat sie leider nicht züchten können, solche unfehlbaren Typen. Menschen, die so unparteiisch sein sollen, dass sie in der nie enden wollenden Diskussion zum schlichten Gegenstand verkommen. Maschinen, elektronische Hilfsmittel wären die Lösung, ein Ersatz für all diese Pfeifen, die über Sieg und Niederlage, Pleiten und Millionengewinne entscheiden. Babak Rafati, der unmittelbar vor einem Bundesliga-Spiel und damit mit einem aufsehenerregenden Hilferuf versucht hat, sich das Leben zu nehmen, ist anscheinend mit der Situation nicht fertig geworden. Mit dem Druck, auf einer Liste der Unbrauchbaren zu stehen, in ständiger Regelmäßigkeit als unfähigster Vertreter seines Faches öffentlich angeprangert. Drei Mal wurde Rafati beispielsweise im seriösen Fachmagzin kicker von Spielern und Trainern zum schlechtesten Referee einer Halbsaison gewählt. Kein Vorwurf, denn bis vor diesem ominösen Wochenende gingen derartige Klassifizierungen selbst im fragwürdigsten Fall als Steigerung des Unterhaltungswerts durch. Im Nachhinein betrachtet ist es die gut getarnte Verleihung des Titels "Schwarze Sau der Nation". Betroffenheit ist jetzt allgemeine Reaktion. Auf tragische Weise wurde vor dem Spiel Köln gegen Mainz wenigstens ins Bewusstsein von Fans, Kickern und Journalisten gerufen: Sie alle können nach Hause gehen, wenn sich keiner findet, der den Scheiß-Job mit der Pfeife übernimmt. bernhard.hanisch@kurier.at

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