Meinung

In der Politik wird man kaum Gagenkaiser

Dass gleich 18 ÖBB-Manager mehr als der Kanzler verdienen, ist hinterfragenswert.

Dr. Martina Salomon
über den Einkommensbericht

Sollte der ÖBB-Chef – rein theoretisch – Lust auf den Kanzler-Job haben, dann kommt ihn das teuer zu stehen: Christian Kern verdient derzeit nämlich mindest doppelt so viel wie Werner Faymann. Jetzt muss sich natürlich keiner um die finanzielle Lage der beiden Herren ernsthaft sorgen. Dennoch lässt sich angesichts des neuen Rechnungshof-Einkommensberichts wieder einmal feststellen: Die Spitzenpolitik ist im Vergleich unterbewertet. Allerdings ist das auch eine Folge populistischer Politik, die glaubt, mit Selbsterniedrigung ließen sich Wählerstimmen erkaufen. Wer aber mittelmäßig zahlt, läuft Gefahr, nur mehr Mittelmäßige (oder finanziell unabhängige Reiche) zu kriegen. Ein ehemaliger ÖVP-Generalsekretär sagte einst "If you pay peanuts, you get monkeys."

Wer in Österreich Spitzenverdiener werden will, geht lieber in Politik-verwandte Bereiche. Staatsnahe Unternehmen, in denen der rot-schwarze Proporz fröhliche Urständ feiert, sind nach wie vor Einkommensparadiese – auch wenn man fairerweise dazusagen muss, dass das internationale Gagen-Niveau bei Vorständen weit höher ist. Dass gleich 18 ÖBB-Manager mehr als der Kanzler verdienen, ist aber durchaus hinterfragenswert. Genauso wie der himmelhohe Gehaltsunterschied zwischen Kulturfunktionären und echten Kreativen.

Frauen haben übrigens nach wie vor ein niedrigeres Gehalt als Männer in den Vorstandsetagen. Dabei trifft dann ausgerechnet sie manchmal die undankbare Aufgabe, mit absurd hohen Gagen in ihrem Umfeld aufzuräumen. Das erlebt gerade die couragierte neue Chefin der Staatsholding ÖBIB, Martha Oberndorfer. Leute wie sie sind jeden Cent wert.