Meinung

Hochfliegende Planwirtschaft

Im 18. Jahrhundert war China Wirtschaftsmacht Nummer eins. Über zwei Millennien hatte man im Tausch für Seide Unmengen an Gold, Diamanten und Glas angesammelt. Chinas Reichtum weckte Begehrlichkeiten. 1793 schlug eine britische Delegation ein Handelsabkommen vor. China lehnte ab. Die Briten kamen wieder. Mit Waffen zur Niederschlagung der chinesischen Armee und Opium zur systematischen Vergiftung der Bevölkerung. Großbritannien löste China so als Wirtschaftsmacht Nummer eins ab. Für China begann ein Albtraum mit Bürgerkriegen und Unterdrückung durch ausländische Mächte. Das hat die Chinesen bis heute traumatisiert. Das Regime in Peking will deshalb mit aller Macht an die vergangenen Zeiten anschließen. Der Aufstieg Chinas seit den 1980er-Jahren ist beispiellos. Noch nie hat sich ein Land so schnell aus der Armut befreit, das nicht – wie die Golfstaaten – durch Rohstoffe reich geworden ist.

Wird also der weltweite Kapitalismus demnächst aus Peking und Schanghai gesteuert? Nicht ganz.

Denn beim BIP pro Kopf liegen die Chinesen aktuell erst im globalen Mittelfeld, in etwa gleichauf mit Mauritius und Argentinien. Die Hälfte der Chinesen lebt noch immer als einfache Bauern oder Wanderarbeiter.

Und dann trägt China wie alle großen Imperien schon im Aufstieg den Keim seines zukünftigen Niedergangs ins sich. Das ist der totale Überwachungsstaat. In einem solchen kann ökonomische Kreativität nicht reifen. Sie lässt sich auch nicht staatlich verordnen. Sie kann nur dann nachhaltige ökonomische Prosperität bewirken, wenn sie in Freiheit gedeiht. So könnte China eines Tages vom hochfliegenden Drachen zum goldenen Elefanten auf tönernen Füßen werden.