G’schichten aus dem Grödnertal

Zu oft verletzt. Stephan Görgl, 34, tritt zurück. Ski-Reporter werden ihn als klugen Interview-Partner in Erinnerung behalten, der im Gegensatz zu seiner Schwester Elisabeth nie launisch war.

Ein neuer Speed-Trainer (Burkhart Schaffer) setzt auf neue Hoffnungsträger. Auf Mathias Mayer, obwohl den Kärntner eine rätselhafte Bakterieninfektion im Sommer 14 Kilo Gewicht gekostet hatte. Auf Europacup-Gesamtsieger Florian Scheiber, der erstmals über die Grödner Saslong rast. Auf Cheftrainersohn Frederic Berthold. Auf, auf, auf ...

Sie alle waren noch nicht auf der Welt, als Brettlhelden im Grödnertal Skigeschichte schrieben, deren handsignierten Bilder die Wände des Hotel "Wolkenstein" in St. Christina zieren. Seit 40 Jahren logiert dort das ÖSV-Team alle Weltcup-Winter wieder. Vornehm schweigt der Wirt, obwohl es unzählige G’schichterln zu erzählen gäbe:

Wie Franz Klammer mit nacktem Hinterteil beim Anblick einer Injektionsnadel panisch vor dem Arzt die Flucht ergriff;

... wie Karl Schranz, als er schon Zeitungskolumnist war, bei nächtlichen Trinkgelagen lallende Kollegen austrickste, indem er die ihm zugedachten Obstler immer unbemerkt in ein Blumenkistl schüttete;

... wie Harti Weirather an den Skischuhen herumbastelte, sich mit einem Messer den Schenkel aufschlitzte und sein Blut die Hotelstiege runterschoss;

... wie der legendäre Chefcoach Karl Kahr im Dezember 1979 die Idee eines seiner Läufer, die Kamelbuckel zu überspringen, kopfschüttelnd kommentierte mit dem Worten: "Der will immer b’sonders g’scheit sein."

Inzwischen überspringt auch der letzte Starter die Buckel anstatt sie zu umfahren. Und inzwischen rätseln Junge wie der Tiroler Florian Scheiber über den Namen des Tiroler Mannes, der das als Erster gewagt hatte.

Fußball-Legenden indes antworten spontan: "Uli Spieß." Herbert Prohaska und Karl Daxbacher wurden die besten Freunde des Ski-Pioniers. Im Jänner machen sie zum 27. Mal Ski-Urlaub bei Spieß im Zillertal. Ohne Buckel.