Grindige Handtücher als Endgegner im Horror-Urlaub
Von Agnes Preusser
Wenn man gemeinsam bei den Pfadfindern sozialisiert wurde, kann bei einem Urlaub eigentlich nichts mehr schiefgehen. Schließlich liegen unzählige Nächte in undichten Zelten hinter einem, angereichert um verdreckte Kleidung und ungeduschte Isomatten-Nachbarn. Keine noch so große Spinne im Schlafsack ruft spitze Schreie hervor. Es gibt einfach keine zu schlimme Unterkunft. Dachten wir. Doch dann kam der Mädelstrip nach Rom.
„Beautiful Home“ stellte sich als eine heruntergekommene Privatwohnung heraus. Der Besitzer war etwas zu erfreut, dass in Österreich, anders als in Italien, Andrea (der Name der besten Freundin) kein Männername ist - und folglich zwei Frauen in seine Bruchbude gestolpert waren. Er stornierte sogleich fröhlich vor unseren Augen die Buchung auf der Online-Plattform – vermutlich um unser Geld schwarz einstreifen zu können. Ein Ort zum Unwohlfühlen.
Aus Sicherheitsgründen schoben wir den (nicht funktionierenden) Minikühlschrank vor die Zimmertür, um unerwünschte Besucher abzuschrecken. In der Nacht wurde unser Schlaf von diffusen Albträumen über Überflutungen im Bad mit kloakenartigem Wasser unterbrochen. Am Morgen stellten sich diese Albträume als Realität heraus. Dem Italiener, der kein Englisch sprach, wurde mit Händen und Füßen klargemacht, dass er das widerwärtige Kloakenwasser entfernen müsse. Wir verließen dafür die Wohnung.
Am Abend hatte er tatsächlich alles trockengelegt. Mit. Unseren. Handtüchern. Sie lagen zusammengeknüllt und triefend in der Dusche. Dieser Anblick schaffte das, was unzähligen Spinnen verwehrt geblieben war: ein Konzert von entsetzten Schreien.
Nur unseren Handtüchern dürfte der Trip gefallen haben. Sie haben dauerhaft ihre Wohnadresse nach Rom verlegt.