Meinung/Gastkommentar

Wie aus schlechten Actionfilmen: So werden Hunde zu Waffen gemacht

Der für Tierschutz zuständige Minister Johannes Rauch (Grüne) hat mit einem Vorstoß aufhorchen lassen: Er möchte Beiß- und Angriffstrainings für Hunde durch Privatpersonen verbieten. Das heißt: Das „Scharfmachen“ von Hunden soll nicht mehr erlaubt sein, dieses Training nur mehr den Diensthunden bei Militär und der Polizei vorbehalten bleiben. Mit gutem Grund: Erst im Oktober biss Hund „Elmo“ eine Joggerin tot. Fotos legen nahe, dass er an einem solchen Beiß- und Angriffstraining teilgenommen hat.

Wovon sprechen wir hier eigentlich? Der Gebrauchshundesport besteht aus drei Teilen, der Fährtenarbeit, der Unterordnung und dem Schutzdienst. Genau dieser Schutzdienst soll nun für Private verboten werden – denn hier werden Kampfhandlungen zwischen Mensch und Hund nachgestellt.

Kern des Angriffstrainings ist das Beißen in den mit Jute ummantelten Arm des Menschen. „Dieser (der Hund, Anm.) muss sich ohne Einwirkung des Hundeführers durch energisches und kräftiges Zufassen verteidigen. Der Hund ist durch Schlagandrohung und Bedrängen durch den Helfer zu belasten.“

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Der Helfer hat hierbei den Softstock „mit drohenden Bewegungen oberhalb des Hundes einzusetzen, ohne den Hund zu schlagen“. Im gleichen Augenblick muss er den Hund „frontal angreifen“. Dies ist nicht etwa ein Auszug aus einem schlechten Actionfilm oder aus einer antiquierten Anleitung zur Hundeerziehung, sondern ein aktueller Passus aus der Prüfungsordnung der Schutzarbeit im Gebrauchshundesport mit der Aufgabenstellung „Abwehr eines Angriffes aus der Bewachungsphase“.

Wichtig: Die anderen Teile sowie alle anderen Hundesport-Disziplinen wie etwa „Agility“ sollen von der Verschärfung unberührt bleiben.

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Eine breite Allianz aus österreichischen Tierschutzorganisationen unterstützt den Ministervorschlag und spricht sich klar gegen diese Beißtrainings aus. Sie bedeuten großen Stress und physische Belastung für die Tiere und eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Außerdem sind diese Trainings nicht selten mit Gewaltanwendung verbunden – wie erst kürzlich durch den Verein gegen Tierfabriken (VGT) veröffentlichte Videos zeigen.

Mit einer solchen Ausbildung kann man einen Hund zur Waffe machen. Kleinste Trainingsfehler und Ausbildungsabbrüche können gravierende Auswirkungen auf das Verhalten des Hundes haben. Es gibt für Privatpersonen heutzutage wahrlich bessere Methoden, die Wesensfestigkeit und den Gehorsam eines Hundes zu testen, als ihm beizubringen, auf Kommando anzubellen, anzugreifen und zuzubeißen.

Gewalt- und Dominanzszenarien unter dem Deckmantel des „Sports“ haben in Hundetrainings nichts verloren. Jetzt liegt es freilich an der ÖVP, ihre Verantwortung der Gesellschaft gegenüber wahrzunehmen und diesen sinnvollen Vorschlag von Minister Rauch zu unterstützen.

Eva Rosenberg ist Direktorin von Vier Pfoten Österreich.