Meinung/Gastkommentar

Signa-Pleite: Wenn Schweigen nicht Gold ist

Die öffentliche Diskussion über den Fall Signa ist ein Blick in die österreichische Seele. Jeder will es schon immer gewusst haben, aber niemand verantwortlich sein. Schadenfreude macht sich breit über den tiefen Fall des einstigen Höhenfliegers René Benko. Während die rechtliche Aufarbeitung vor Gericht noch Jahre dauern wird, hat sich in der öffentlichen Wahrnehmung schon verfestigt, wer im Fall Signa die Schuld trägt. Dabei zeigen die unterschiedlichen Strategien der Beteiligten sehr anschaulich, wie verfahrensbegleitende Kommunikation funktioniert – und wie nicht.

In öffentlichkeitswirksamen Verfahren kämpfen Betroffene parallel an zwei Fronten. Sie müssen sich nicht nur dem gerichtlichen Verfahren stellen, sondern auch im Gerichtssaal der Öffentlichkeit bestehen. Dabei ist rasches Handeln dringend geboten. Denn die Folgen negativer Berichterstattung bleiben für die Betroffenen oft selbst dann bestehen, wenn sich die Vorwürfe letztendlich als falsch herausstellen.

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René Benko ist die zentrale Figur im Fall Signa. Trotz der schweren Vorwürfe gegen ihn hat er bis heute auf öffentliche Stellungnahmen verzichtet. Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner dagegen nimmt im ZIB2-Interview Stellung. Signa sei durch die radikale Änderung der Zinslandschaft in einen Strudel geraten. Die Geschädigten seien vor allem die Investoren, Gläubiger müssten nur mit „bescheidenen Verlusten“ rechnen. Die Rolle von Benko ist für Haselsteiner klar. Dieser habe „die Zügel in der Hand gehabt“ und müsse sich seiner persönlichen Verantwortung „wie ein Geschäftsführer“ stellen. Das war kein gut gemeinter Ratschlag, sondern eine klare Ansage. Denn als faktischer Geschäftsführer würde Benko mit seinem gesamten Privatvermögen haften.

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Auch Alfred Gusenbauer ist medial in die Offensive gegangen, nachdem Kritik an ihm laut wurde. Der Ex-Kanzler war in verschiedenen Funktionen für Signa tätig und hat Honorare in Millionenhöhe erhalten. In den Medien wurde (rechtlich falsch) über eine Unzulässigkeit spekuliert. Gusenbauer reagiert im Ö1-Interview entschieden und sieht wie Haselsteiner die veränderte Zinslandschaft und unternehmerische Fehlentscheidungen als Gründe der Krise. Auch er zeigt auf Benko: Dieser habe zu hohes Risiko genommen.

Haselsteiner und Gusenbauer haben gezielt verfahrensbegleitende Kommunikation eingesetzt und der Geschichte erfolgreich einen Dreh gegeben. Der mediale Druck auf sie hat spürbar abgenommen. Die Kehrseite dazu ist Benko. Er hat alle Vorwürfe unkommentiert gelassen und bleibt in der öffentlichen Wahrnehmung als Alleinverantwortlicher über. Vielleicht wäre eine differenziertere Sicht geboten. Aber für Benko wird es schwer werden, dieses Bild zu korrigieren.

Daniel Kapp ist PR-Berater und Kommunikationsexperte

Martin Kollar ist Rechtsanwalt. Das von ihm mitherausgegebene „Große Handbuch Wirtschaftsrecht“ (Manz) beschäftigt sich in einem Kapitel ausführlich mit Litigation-PR.