Der Schlüssel zu einer sozial gerechten Klimawende
Der Wandel zur Klimaneutralität stellt Beschäftigte und Unternehmen vor große Herausforderungen. Damit dabei niemand zurückbleibt, braucht es einen gerechten Übergang.
Was hat ein österreichisches Industrieunternehmen mit dem globalen Klimawandel zu tun? Tatsächlich eine ganze Menge. Um nur ein paar Stichworte zu nennen: Betriebe müssen künftig energieeffizienter arbeiten, sie müssen Nachhaltigkeitsberichte erstellen und auf „Green Jobs“ und Weiterbildung setzen.
Abgesehen von der Industrie sind auch andere emissionsintensive Branchen wie beispielsweise der Verkehr oder der Energiesektor betroffen. Ohne gezielte Maßnahmen laufen auch dort viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Gefahr, im Zuge der ökologischen Transformation auf der Strecke zu bleiben. Denn die Arbeitswelt wird in Zukunft viel stärker vom Klimawandel geprägt sein und um wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht es Veränderungen.
Hier kommt die Gewerkschaftsbewegung mit ihrem Konzept „Just Transition“ ins Spiel. Ursprünglich in Nordamerika entstanden, verbindet das Konzept einer „Just Transition“ (gerechter Wandel) Klimaschutz, Arbeitsmarkt und Sozialpolitik, damit die ökologische Transformation gerecht abläuft und niemand im Wandel zurückgelassen wird. Ziel ist eine Arbeitswelt, die zukunftsfähig, umweltfreundlich und sozial gerecht ist.
Gute Jobs
Denn klimasoziale Politik gelingt, wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit ihren Problemen nicht allein gelassen werden. Die Gewerkschaftsbewegung hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Aktivitäten unterstützt, darunter die „Klima Game-Changer“-Kampagne, bei der Jugendliche für grüne Lehrberufe gewonnen werden und den „Just-Transition-Aktionsplan“, der unter anderem auf Fachkräfte im Nachhaltigkeitssektor abzielt. Zentral ist dabei: Grüne Jobs müssen auch gute Jobs sein.
Auch der Gewerkschaftsbund selbst hat Initiativen gesetzt. So wurde im ÖGB ein eigenes Klimabüro eingerichtet, das unter anderem Best-Practice-Beispiele von Betriebsrätinnen und Betriebsräten sammelt und bei der Vernetzung hilft.
„Just Transition“ ist als Gesamtkonzept zu verstehen. Die Fragen, die wir uns dabei stellen müssen: Wie will Österreich sein Ziel der Klimaneutralität konkret erreichen? Mit welchen Maßnahmen soll der Transformationsprozess umgesetzt und begleitet werden? Und welche Branchen und Regionen sind von der Transformation besonders betroffen?
Wenn wir diese Fragen nicht beantworten, besteht die Gefahr, dass bei der Entstehung neuer Wertschöpfungsketten und Arbeitsplätze viele Potenziale des grünen Strukturwandels ungenutzt bleiben – zum Nachteil der Beschäftigten.
Martin Reiter ist Leiter des Klimabüros des ÖGB.