Meinung

Flüchtlinge: Der Fall der Berliner Mauer

Österreich hatte keine andere Wahl.

Dominik Schreiber
über die Flüchtlingswelle

"Du warst beim Fall der Berliner Mauer dabei", sagte ein Kollege nach der Nacht auf dem Pannenstreifen in Ungarn. Tatsächlich hat kein Ereignis seit 1989 den Kontinent so geprägt: Brexit, Wiedererstarken des Nationalismus’ und nun wird sogar über Kleidungsvorschriften im öffentlichen Raum diskutiert. Das Öffnen der Schleusen hat Auswirkungen, die auch ein Jahr später noch nicht annähernd abschätzbar sind.

Österreich hatte aber keine andere Wahl. Über die Grenze schleppten sich teilweise am Balkan angeschossene Menschen, kriegstraumatisiert, im Rollstuhl, mit Krücken. Sie wären in kerkerähnlichen Lagern in Ungarn oder Mazedonien gestrandet und im besten Fall gedemütigt worden. Sie wären weiter im Meer ertrunken und in Lkw erstickt.

Heute rufen vor allem jene Menschen laut nach Solidarität anderer Staaten, die selber wenig Solidarität mit Flüchtlingen zeigen. Menschen wie Ayaz Morad zeigen, dass Flüchtlinge eine Chance sind. Er repräsentiert die Mehrheit, auch wenn das keine Boulevardschlagzeile hergibt.