Ein Wahlkampf wie ein Filmdrehbuch
Von Martina Salomon
In diesem Wahlkampf steckt (nicht nur) Monty Python. Das ist ein "Flying Circus".
über den Wahlkampf als Filmdrehbuch.
Warum nur fallen einem angesichts dieses bizarren Wahlkampfs so viele Filme ein? Es steckt ja nicht nur ganz viel "House of Cards" in den vergangenen Wochen. Sondern aus Sicht der SPÖ auch "Kill the Boss" oder "Our brand is crisis". Und vielleicht "Monty Python". Das ist wahrlich ein "Flying Circus".
Dirty Trick
Dabei hatte es zumindest für Sebastian Kurz prächtig begonnen – frei nach dem Woody-Allen-Film: "Everyone says I love you". Doch dann ließen ihn seine Gegner zum "Basti" schrumpfen. Jetzt, wo die Stimmung täglich hysterischer wird, vergleicht man sogar seine Plakat-Pose mit Sujets der NS-Zeit. Und ein bisschen Silberstein-Dreck könnte auch an ihm hängenbleiben. Wobei man nicht vergessen darf: Wäre der Berater Tal Silberstein nicht zufällig in Israel verhaftet worden, wäre es der SPÖ wohl gelungen, einen Teil der ÖVP-Anhänger zu demobilisieren. Und wir hätten nie erfahren, welch unterirdische Methoden dafür (nicht zum ersten Mal) eingesetzt wurden.
Interessant auch der Umgang der SPÖ mit dem ORF, wie ein Mail belegt: Nach einem Eklat beim ORF-Bürgerforum im Dezember 2016 empfahl Kerns Sprecher Liebesentzug. Verräterischer Nachsatz: "Neuwahlen sind erst möglich, wenn wir (wieder) ein geordnetes, vernünftiges Verhältnis mit dem ORF haben." "Good luck, and good night", kann man da nur (filmisch) sagen.
In ihrer Verzweiflung veröffentlichte die SPÖ auch kurzerhand den Steuerbescheid des Sebastian-Kurz-Sponsors KTM-Chef Stephan Pierer. Der nutzt eine legale, steuersparende Konstruktion, die Topmanagern offensteht, wenn sie selbst Anteile an der Firmengesellschaft halten. Hat, wer an der Politik anstreift, eigentlich sein Bürgerrecht auf Datenschutz und Steuergeheimnis verwirkt? Nein, es ist nicht so schlimm wie "Das Leben der anderen", ein Film, der eindrucksvoll die Stasi-Methoden der DDR thematisierte. Dennoch stimmt der Stil nachdenklich. Kern und seine Frau (bzw. deren Firma) wiederum werden von einem Boulevard-Zeitungsmacher angegriffen, mit dem er sich angelegt hatte. Eh klar: "Ein Mann sieht rot." Das Paar wandte sich daraufhin mit (getrennten) Videobotschaften ans Volk. Also "Dramaworld", Serienteil 17.
Der Rosen-Krieg
Aber in Wahrheit können wir uns in Österreich eh noch glücklich schätzen. Wenigstens spielt es nicht "Wag the dog": ein (genialer) Film, der einst gefährlich nah an die Realität von Bill Clintons Amtszeit kam: Darin wird ein Regisseur beauftragt, für das Fernsehen einen Krieg zu inszenieren, den es in Wahrheit gar nicht gibt, um – kurz vor der Wahl – von der Liebesaffäre des Präsidenten abzulenken.
Wahr ist aber: Die Stimmung in der Großen Koalition ist im Keller. Prächtiges filmisches Vorbild: "Der Rosenkrieg" mit Kathleen Turner und Michael Douglas – in dem beide, im Kampf verstrickt, untergehen. Tatsächlich kann Heinz-Christian Strache von der Schlammschlacht am meisten profitieren. Womöglich hat er irgendwann einmal schon gemurmelt: "I’ll be back".
Und nach der Wahl? Da spielen uns manche dann bestimmt das Stück "Hangover" vor. Der Zuschauer darf entscheiden: War das jetzt alles eine irre Komödie, eine Tragödie oder doch eher das Genre Horrorfilm? Und wem schlägt danach die Stunde?