Die Diskontgesellschaft
Von Sandra Baierl
Ich unterstelle, dass die meisten Fleischesser zu Vegetariern werden würden, wenn sie auch nur einen Tag lang live mit den Schrecklichkeiten der Massentierhaltung, der Massenschlachtungen und der Tiertransporte konfrontiert wären. Was sich abspielt in diesen Betrieben, wie sehr lebende Tiere – mit Seelen- und Schmerzempfinden – nur noch als billige Ware gesehen und behandelt werden, ist mit Worten nicht zu beschreiben.
Ab und zu kommen die grausamen Details ans Licht: dann sind die Menschen schockiert von Bildern und Videos – aber das billige Fleisch, das wird weiterhin gekauft und gegessen. Verkocht am Teller sind die Qualen ja nicht mehr sichtbar.
Vor ein paar Jahren, in der Hochzeit der Corona-Pandemie, hatten die Menschen Zeit, viel zu hinterfragen. Wie viel sollen wir noch reisen, wie viel sollen wir konsumieren, wie oft steigen wir ins Auto, wo können wir Selbstversorger sein, was Essen wir und wie viel davon und wie gehen wir mit den Ressourcen der Welt um?
Diese Zeit der Reflexion scheint längst wieder vorbei. Als würden viele aufholen müssen, was sie in den Jahren des Daheimseins versäumt haben. Es wird ohne Rücksicht geflogen und konsumiert, gegessen und bestellt. Immer auf der Suche nach Schnäppchen und Diskontpreisen – Hauptsache billig. Und die Industrie liefert, was geht: Fast Fashion, Fast Food und auch das schnelle, billige Fleisch. Dass „nichts Gutes hinter dem 5-Euro-Kilopreis für das Schweinsschnitzel stecken kann“, davon sind unsere interviewten Fleischer überzeugt. Sie alle, die letzten Fleischhauer von Wien, arbeiten hart an ihrem Image – und ringen im Preiskampf letztlich um ihre Existenz. Denn an die billige Aktionswaren aus dem Supermarkt, kommt niemand ran, der es mit Tierschutz und Bio ernst nimmt.