Meinung

Das Ohrwaschl - Gefühlssache Auto II

Wir leben in einer Verbots-, Gebots- und Hinweisschild- Gesellschaft

Guido Tartarotti
über das Autofahren

Gestern ging es hier um die Frage, warum das Auto als einziger Gebrauchsgegenstand als Verlängerung der eigenen Person betrachtet wird (jeder sagt „ich stehe da hinten“, wenn er sein Auto meint, aber niemand würde das z. B. über seinen Staubsauger sagen).

Unser Leser Franz S. hat sich dazu sehr interessante Gedanken gemacht: Das Auto sei kein reiner Gebrauchsgegenstand, weil es für Freiheit und Individualismus in einer kollektivistischen und überregulierten Umgebung stehe.

Das mit der Überregulierung ist ein interessanter Punkt: Wir leben in einer Verbots-, Gebots- und Hinweisschildgesellschaft, in der Kussverbote in Lokalen als richtig angesehen werden und in der die U-Bahn-Durchsage allen Ernstes vor dem bösen Spalt zwischen Tür und Bahnsteig warnt. Aber das Autofahren als Notwehrakt des Individualisten? Das geht sich, pardon, nicht aus. Zigtausende übel gelaunte Menschen, die in identischen Stahlkästen auf Parkplatzsuche durch die Gegend stauen – das soll Freiheit sein? „Kollektivistischer“ geht’s doch gar nicht mehr.