Danke Frank, trotzdem
Von Martina Salomon
Danke Frank, Sie haben es immerhin versucht.
Über den Rückzug Stronachs aus Österreich.
Ein Kapitel endet: Magna-Gründer Frank Stronach zieht sich aus Österreich zurück. Im Grunde war es eine Geschichte voller Missverständnisse. "Frank" ist zu "kanadisch", um die österreichische Seele zu verstehen. Und die Österreicher sind zu sehr gewohnt, ihr Wohl und Wehe an den Staat zu delegieren, um einen echten (aber komplizierten) Mäzen zu schätzen. Ohnehin misstraut man Reichen hierzulande, so sie nicht Mateschitz heißen. Stronach trug seinen Teil dazu bei, um seine Absichten zu untergraben. Zu hochfliegend, zu ungeduldig, zu autoritär war er. Letztlich auch zu naiv, besonders, was sein politisches Engagement betraf. In TV-Interviews wirkte er schrullig, durch seinen starken Akzent oft unbeholfen. Dem glattgebügelten Zeitgeist entsprach er nicht, sein "Team Stronach" löste sich – wenig überraschend – im Chaos auf.
"Frank"-Spirit
Ein klein wenig "Frank"-Spirit würde Österreich dennoch nicht schaden. Für seinen unternehmerischen Erfolg sollte man Stronach nämlich fast genauso bewundern wie Steve Jobs. So wie der Apple-Gründer hat er mit seiner Firma in der Garage begonnen: Sie ist zum globalen Autozuliefer-Unternehmen aufgestiegen und hat den Chef zum Milliardär gemacht. Schon vergessen, wie man ihm in den Achtzigerjahren den roten Teppich ausrollte, als er Magna auch in Österreich ansiedelte? In der Steiermark belebte er damit eine strukturschwache Region. Seine Anteile bei Magna hat der Gründer später teuer verkauft.
Doch um die Zuneigung seines Geburtslandes kämpfte der steirische "Arbeiterbua" vergeblich. Sein Geld hätte er besser einsetzen können, die Millionen verpufften. Allein 100 sollen es beim Fußballklub Austria gewesen sein.
Auch seine Wett- und Pferdeleidenschaft fiel hier nicht auf fruchtbaren Boden. Im Gegenteil, da gab es den nächsten "cultural clash": Die Reste der alten Wiener Gesellschaft, die in der Freudenau auf Ascot macht, rümpfte die Nase über den grobschlächtigen Austrokanadier und seine überdimensionierten Pläne. So etwas im bröckelnden monarchischen Charme der Galopprennbahn verwirklichen, die noch vom Kaiser eröffnet wurde? "No, sicher net!"
"Goldene Regel"
So kaufte sich Stronach in Ebreichsdorf ein – verkennend, dass man als Kanadier, nicht aber als Europäer bereit ist, mit dem Auto in kilometerweit entfernte Vergnügungszentren zu fahren. Aus der dort geplanten, aberwitzigen, bis zu 200 Meter hohen Weltkugel wurde nichts. Man will sich die verlassene Ruine, die dort jetzt stehen würde, lieber nicht vorstellen.
Stronach übersah außerdem, was in Österreich zur Durchsetzung notwendig ist: das Klinkenputzen, das Netzwerken, der Kratzfuß vor Amtsträgern – und Diskretion.
Der Mann ist und war immer die Indiskretion in Person, und seine "goldene Regel" klang in europäischen Ohren abstoßend: "Wer das Gold hat, macht die Regel." Natürlich ist er auch an sich selbst gescheitert. Vielleicht aber auch ein wenig an Österreich, das mit seinen Ambitionen nichts anfangen konnte.
Trotzdem kann man ruhig sagen: Danke, "Frank". Sie kamen heim, um "etwas zurückzugeben", aber auch um Geld zu verdienen. Sie haben Niederlagen erlitten, aber auch Erfolge gefeiert. Sie haben es immerhin versucht.