Oberg'scheit oder superlustig
Von Nicole Thurn
Ein Gedanken-Experiment: Sie sind noch nicht geboren, schauen gemeinsam mit dem lieben Gott auf die Erde hinab. Er stellt Sie vor die Wahl: "Was willst du sein? Besonders g'scheit, aber humorlos, oder besonders lustig, aber dumm?" Wie entscheiden Sie sich?
Gar nicht so leicht zu beantworten, oder? Als blitzgescheiter Mensch warten Ruhm und Anerkennung auf Sie - und nicht minder auch Neid und Häckelei. Und: Sie wissen zwar genau Bescheid über das sekundäre Sexualverhalten von Mikroben und dass sich der Temperaturgradient aus der mittleren molaren Masse des Atmosphärengases M = 0,02896 kg mol−1, der Schwerebeschleunigung g = 9,807 m s−2, der universellen Gaskonstante R = 8,314 J K−1 mol−1 und dem Adiabatenexponenten von (trockener) Luft κ = 1,402 berechnet, werden aber leider nie erfahren, wie lustig das ist. Als schmähführender Zeitgenosse haben Sie dagegen zwar die Lacher auf Ihrer Seite. Nur leider sind die mangels Helligkeit in der Birne meist gegen Sie selbst gerichtet - und Sie merken es nicht einmal. Als Hyperintelligenzbestie werden Sie mit etwas Glück zu elitär-wissenschaftlichen Diskussionsrunden eingeladen - haben aber zuhause niemanden, mit dem Sie fachsimpeln können. Als Brachialhumorist schaffen Sie es vielleicht ins Kleinkunsttheater von Hinteroberfurzing - ob sonst noch jemand hinkommt, bleibt abzuwarten. Was zeigt: Viele Menschen wollen zwar viel gescheiter, lustiger, schöner oder sonst was sein, als sie sind. Sie sollten nur mit ihren Wünschen aufpassen. Denn gut leben lässt sich's doch eher mit gesundem Mittelmaß - ein bisserl gscheit, ein bisserl lustig.