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Wie klug ist das Volk?

Soll Österreich die Wehrpflicht beibehalten oder auf das Modell des Berufsheeres umsteigen? Diese Diskussion ist nicht neu, wird aber jetzt wieder einmal mit Rufen nach einer Volksabstimmung angeheizt.

Dazu stellt sich zuerst einmal die Frage: Warum wollen Politiker eine Volksabstimmung?

1. Weil sie tatsächlich der ehrlichen Überzeugung sind, dass jene, die sie (ordentlich bezahlt) vertreten, nicht nur das Recht darauf haben, sondern auch klug genug sind, existenzielle Fragen zum Wohl der Republik zu beantworten.

2. Weil sie wissen, dass die Menschen immer und überall gerne mitreden wollen und sie einem als direkte Demokratie getarnten Populismus erliegen.

3. Weil sie aus parteitaktischen Gründen zu feig sind, ihrer Funktion gemäß eine (womöglich falsche) Entscheidung zu treffen.

4. Weil sie tatsächlich nicht die geringste Ahnung haben, was gut und richtig wäre.

Da Politiker die Punkte 2. 3. 4. niemals zugeben würden, nehme ich Punkt 1. als gegeben an. Und formuliere meinen Widerspruch.

Wer übernimmt Verantwortung?

Ich werde das Gefühl nicht los, dass Verantwortung delegiert wird. Im Wissen, dass jene, die diese Verantwortung übernehmen sollen, das eh gerne tun, weil sie sich als die wahren Experten für alles betrachten. Diesbezüglich habe ich schon einmal eine heftige Diskussion auf Twitter geführt. Mit einem provokanten Gleichnis:

Ein Flugzeug gerät in Turbulenzen, zwei Triebwerke sind ausgefallen, und die beiden Piloten streiten darüber, was nun zu tun sei, um eine Katastrophe zu verhindern. Als Kompromiss befragen sie die Passagiere. Die haben zwar keine entsprechende Ausbildung und kennen sich mit den tausend Knöpferln im Cockpit nicht aus, aber sie haben alle ein Bauchgefühl. Und mit diesem sollen sie doch über ihr Schicksal selbst entscheiden.

Das heißt: Ich will in einen Entscheidungsprozess nur dann eingebunden werden, wenn ich mir der notwendigen Kompetenz sicher bin. Oder wenn ich - um den aktuellen Bundesheerfall heranzuziehen - so umfassend über alle Für & Wider, alle Wenn & Aber, alle Was-wäre-wenn, alle gesellschaftlichen und finanziellen Details informiert werde, dass ich mir ein Urteil zutraue.

Aber von seriöser Aufklärung sind wir (noch?) weit entfernt. Und zu politischen Positionskämpfen will ich mit meiner Stimme nicht beitragen. Dafür gibt es Wahlen.