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Die Strache-Show

Es ist immer wieder das gleiche Spiel mit der Provokation. Zuerst hüpft der blaue Kegel zwei Felder nach vorne. Auf ein Feld, das in Österreich klar und eindeutig mit "Verhetzung" oder "Wiederbetätigung" gezeichnet ist.  Dort angelangt, präsentieren die Spielerinnen und Spieler wie Susanne Winter, Werner Königshofer oder Martin Graf, wie Barbara Rosenkranz, Gerhard Kurzmann oder Johann Gudenus in unmissverständlichen Worten oder Taten ihre Geschichtsbilder. Die Liste der fragwürdigen bis unerträglichen Gesinnungsnachweise der letzten Jahre ist viel zu lang, um hier Vollständigkeit zu gewährleisten.

Dann setzt die allgemeine Erregung ein. Die gegnerischen Spieler schreien "Skandal", "Nazis" und "Rücktritt". Die Medien sezieren, analysieren und kommentieren. Fäuste werden geballt, Zeigefinger erhoben, Watschen verteilt - im metaphorischen Sinn. Ab jetzt spielen alle mit, das flächendeckende Echauffieren, Jubilieren und Diskutieren ist angesagt.

Die üblichen Reflexe

Es folgt Reflex eins, der Gegenschlag. Die blauen Kegeln verharren auf ihrem Feld, und wir vernehmen in dumpfer Regelmäßigkeit das Erwartbare: "Üble Hetzkampagne, Gutmenschen-Terror, (links-)linke Jagdgesellschaft." Die allgemeine Erregung wird solcherart prologiert. Die Würfel bringen mitunter die Justiz ins Geschehen. Die Regeln für dieses Spiel beherrschen alle Beteiligten aus dem Effeff(PÖ).

Erst nach einer gut dosierten Phase der Gehässigkeit wird es Zeit für Reflex zwei. Der blaue Kegel hüpft ein Feld zurück. Plötzlich war alles ein Missverständnis, wurde alles falsch wiedergegeben, falsch interpetiert, falsch verstanden. Das Programm heißt Verharmlosung. Und die Geschichtsbilder werden (wenn auch gerne mit sprachlichen Hintertüren) öffentlichkeitswirksam zurecht gerückt. Bis zum nächsten Mal.

Als einst das Foto des Burschenschafters H. C. Strache mit drei ausgestreckten Fingern der rechten Hand auftauchte, wurde das als "Kühnen-Gruß", quasi ein "Hallo" in der Nazi-Szene, propagiert. Strache selbst flüchtete zuerst (Reflex eins) in die Erklärung, es handle sich um einen Gruß der Südtiroler Freiheitskämpfer (ein Brauch, sonst nix), um sich später doch noch genauer zu erinnern (Reflex zwei): Er hatte nur drei Krügerln bestellt.

 

Die übliche Abgrenzung

Mit einem rechten Milieu hat der FPÖ-Führer jedenfalls nichts am Hut. Und mit Antisemitismus, wie es die Erregung um die Karikatur auf seiner Facebook-Seite Glauben machen könnte, schon gar nicht. Davon distanziert er sich wortreich. Denn im österreichische Rechtsstaat ist für einen Politiker, der hoch hinaus will, eine gut formulierte Abgrenzung Pflicht.

Und doch werden durch die vielen Vorfälle Hoffnungen genährt. Jene, die sich lustvoll im braunen Sumpf suhlen, zwinkern einander vermutlich zu, bestellen drei Bier und trinken auf die leider notwendige Show vor der Machtübernahme.

Denn immerhin bleibt: Der blaue Kegel ist wieder ein Feld vorgerückt.

 

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