Michelangelos Reiter aus Metall
Von Michael Huber
Michelangelo schuf auch Bronzefiguren - doch bisher dachte man, dass keine davon erhalten geblieben sei. Eine Version seines "David", um ein Drittel kleiner als das berühmte Marmor-Original, ging in der Französischen Revolution verloren; ein Bronzestandbild von Papst Julius II. wurde schon drei Jahre nach seiner Fertigung eingeschmolzen, um Material für Kanonenkugeln zu liefern. All das ist überliefert.
Doch nun haben Forscher der Uni Cambridge zwei rund einen Meter hohe Figuren von Männern, die auf Panthern reiten, glaubhaft als Werke Michelangelos identifiziert. Am Montag wurde die "Entdeckung" präsentiert; bis August im Fitzwilliam Museum, Cambridge, ausgestellt.
Der Reiter aus Metall im Detail
Es handelt sich um zwei Figuren, die wohl "Bacchanten", also Gefolgsleute des Weingottes Bacchus, darstellen sollen. Einer davon ist bärtig und älter, der andere jung und athletisch. Die Figuren befanden sich im 19. Jahrhundert im Besitz des Barons und Finanzmagnaten Adolphe de Rothschild; damals waren sie schon einmal Michelangelo zugeschrieben, doch spätere Generationen entfernten sich von diesem Urteil.
Der Kunsthistoriker Paul Joannides von der renommierten Uni Cambridge fand nun einen Grund, nochmal genauer hinzusehen: In einem Studienblatt aus dem Jahr 1508, auf dem ein Michelangelo-Schüler die Skizzen des Meisters genau kopiert hatte, fand er das Motiv des Panther-Reiters. Die frappante Ähnlichkeit gab Anlass zu weiteren Studien; auch technische Analysen wurden durchgeführt.
Die Parallelen zu weiteren Michelangelo-Skulpturen und Skizzen überzeugten die Forscher schließlich, die zwei Panther-Reiter als eigenhändige Werke Michelangelos aus der Zeit um 1510 zu klassifizieren. Im Vergleich zu vielen Meister-Zuschreibungen, die von "Einzelkämpfern" mit teils fragwürdigen Methoden getroffen werden, ist die vorliegende Zuschreibung als seriös zu werten.