Berlinale-Blog: Berliner Luft
Reden wir einmal kurz nicht vom Wettbewerb der Berlinale, von den zahlreichen Partys, auf denen sich täglich mehr oder weniger die gleichen Personen drängen und auch nicht von Nachwuchspromis wie Jimi Blue Ochsenknecht. Reden wir doch kurz von einer kulturpolitischen Entscheidung, die zeigt, dass die Berliner Luft doch um vieles rauer ist als die Wiener. Frank Castorf, das Urgestein unter den Berliner Theaterintendanten, der Chef der Volksbühne in Mitte, muss auf 70 Prozent seiner Gage verzichten. Nicht ab sofort und bis auf weiteres – so sehr sind auch die Berliner nicht um Einsparungen bemüht. Aber während der Monate, in denen er im Jahr 2013 den "Ring des Nibelungen" bei der Bayreuther Festspielen inszenieren wird. Das hat der Kulturstaatssekretär verkündet und gleich gemeint, dass sich Castorf ja auch bis zu acht Wochen unbezahlten (!) Urlaub nehmen könne. Das muss man sich einmal vorstellen: Ein Theaterchef inszeniert an einem anderen Haus und muss währenddessen bei sich daheim auf Teile seiner Gage verzichten – undenkbar bei uns! In Österreich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass viele Theaterdirektoren (und natürlich auch der Intendant der Wiener Festwochen) immer wieder anderswo inszenieren - was ja auch Frank Castorf gemacht hat, zuletzt etwa "Kasimir und Karoline" in München. Aber ich halte es für ausgeschlossen, dass es deshalb in Österreich Gehaltseinbußen gibt. Bestimmt ist das alles schon in den jeweiligen Verträgen so vorgesehen. Nun neidet ja niemand einem Theaterchef seine Gage, aber in manchen Fällen wünscht man sich schon, dass er dafür seinem Haus oder Festival mehr zur Verfügung steht.