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Welt-Reise, Tag 55 - Mexiko

Der Millimetrico

Von der tropischen Regen- in die mexikanische Trockenzeit, vom Sommer in den Frühling - in acht Flugstunden ist das machbar. Auch der Modedesigner Helmut Pohl erlebt derzeit seinen x-ten Frühling. Der 70-jährige Salzburger hat sich vor zwei Jahren mit seiner Frau ein Haus gekauft. In einer der bewachten Siedlungen für Reiche. In der Kleinstadt Cuernavaca (eine Million Einwohner) in unmittelbarer Nachbarschaft der Megastadt Mexico City. Um sich hier zur Ruhe zu setzen. Ein Pensionist, noch dazu einer, der nie etwas aus Österreich exportiert hat, fällt in dieser Serie vielleicht ein bisserl aus der Reihe. Immerhin war Herr Pohl in Mexiko mit seiner Damenmode über die Jahre sehr erfolgreich. Mit stolzer Brust sagt er, dass er der "Armani von Mexiko" war. "Man nannte mich auch den Millimetrico." - "Weil ich so genau gearbeitet habe." An Ego fehlt es dem Millimetrico jedenfalls nicht. Sein Rat an Landsleute, die in den Export gehen möchten: "Du musst der Beste in deinem Metier sein, dann kannst du auch im Ausland überleben." Und: "Glaub' ja nicht, dass du, wenn du mit den Preisen runter gehst, mehr Erfolg hast. Mach' dein Produkt besser, aber sei ja nicht billig." Folgender Tipp ist wirklich gut: "Es ist ein ganz großer Unterschied, ob man ein Kaufmann oder ein Profi ist." Der Modeschöpfer, der mit seinem Label auch in Mexico City viel Geld verdient hat, wurde im Jahr 1941 geboren. In Großarl, als Sohn des dortigen Dorfarztes. In der Stadt Salzburg hat er das Schneidern von Trachten gelernt, in Mönchengladbach dann die Ausbildung zum Textil-Ingenieur gemacht. Von Anfang habe er "immer gut verdient" - als Betriebsleiter in diversen deutschen Textilbetrieben. "Mit vierzig wollte ich es dann noch einmal wissen." Eigentlich wollte er sich in Mexiko von den Strapazen seiner Arbeit erholen, doch aus der Erholung wurde schnell noch mehr Arbeit. Vor zwei Jahren hat er sich immerhin aus seiner Firma zurückgezogen. Was zur Folge hat, dass seine liebenswerte Frau jetzt alle Hände voll zu tun mit ihm hat.

Er kocht für sein Leben gern

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Auf dem handgeschriebenen Kärtchen steht: "Mexikanische Vorspeisen; Avalone Suppe; Kalbfleisch mit Mandelsauce, Kürbisblumen mit Maiskuchen; Palatschinken mit mexikanischem Karamell; Süßigkeiten von Celaga." Und so sorgfältig der leidenschaftliche Gastgeber für jeden Gast ein eigenes Kärtchen beschrieben hat, so sorgfältig hat er auch gekocht. Denn Günther Mauracher kocht für sein Leben gern. Gut, auch Günther Mauracher ist jetzt nicht der klassische österreichische Exporteur, aber der Wiener, der in Mexiko Millionen verdient hat, kann immerhin viel über Land und Leute erzählen. Das Schöne an seiner Geschichte auch: Er hat sich sein Geld nicht nur redlich verdient, er ist dabei auch immer der kumpelhafte Mensch geblieben, den sie schon in seiner Jugend sehr geschätzt haben. Der Koch ist ein gelernter Koch. Er ist gemeinsam mit seinem Vater nach Mexiko ausgewandert, um hier seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Er hat nach einigen Stationen in der Gastronomie die Chance bekommen, seine eigene Restaurant-Kette aufzubauen. Und er hat sie genützt. Die Kette heißt "Vips" und ist heute noch im ganzen Land vertreten. Der 77-jährige Entrepreneur konnte sie vor ein paar Jahren verkaufen, sein Geld dann mit Tiefkühltorten und Immobilien noch einmal vermehren, um sich heute den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zu widmen. Wenn der Besitzer eines zauberhaft gepflegten Anwesens, ebenfalls in Cuernavaca, in der Küche auftaucht, weiß das Heer der Angestellten sofort, dass es dort Pause hat. Manchmal, berichtet seine charmante Frau, lässt er seine erfahrene Köchin nicht einmal die Zwiebeln schneiden. "Die muss eh so viel für unsere Angestellten kochen", sagt dann der Wiener Charmeur mit einem Augenzwinkern, das er sich in all den Jahren in Mexiko beibehalten hat. Günther Mauracher darf hier vielleicht auch als Stellvertreter gesehen werden - für all die österreichischen Köche, die mit ihrer gediegenen Ausbildung und ihrer Erfahrung fern der Heimat ein Welt-Publikum bedienen. Er kann sich gleich mehrere Hausarbeiter leisten. Dennoch wirkt er alles andere als abgehoben. Genau erinnert er sich noch an die Lebensmittelkarten nach dem Krieg. Über seine Herkunft als Koch sagt er dann: "Ich bin mit dem Geschmack von Österreich aufgewachsen. Da war damals wenig da, aber das Wenige, was da war, das war gut."

Ein Mann im Stau

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Andreas Schmid ist in Mexico City (Mexiko Stadt, Ciudad de Mexiko) nur eingeschränkt mobil: "Ein, maximal zwei Termine, mehr geht sich an einem Tag auf keinen Fall aus." In einer Stadt, die sich in ihrer Länge auf 80 Kilometer ausdehnt, in der inzwischen mehr als 25 Millionen Menschen leben, in der sich jeden Tag Zigtausende Autos durch die Straßen schieben, stünde man sonst die meiste Zeit seiner Arbeitszeit im Stau. Immerhin, in so einem Stau hat der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Mexiko City Gelegenheit, Auskunft über den mexikanischen Markt zu geben. Mit dem abgelaufenen Wirtschaftsjahr zeigt sich Schmid hoch zufrieden: "Der österreichische Export hat 2010 wieder um 40 Prozent zugelegt." Und das Klima für Investitionen sei im Land so wie der aktuelle Frühling - einladend. Vor allem im Bereich Energie sieht Schmid gute Chancen für österreichische Exporteure, und da ganz speziell bei der Wasserkraft. Und natürlich sind auch die bewährten Maschinen- und Anlagenbauer im Land gern gesehen. Kunststoff ist da ein großes Thema. In einer eigenen Liga spielt in diesem Bereich die Vorarlberger Firma Alpla. Österreichs geheimer Multi, mit 140 Standorten weltweit. In Mexiko liefern die Älpler von Alpla die Pet-Flaschen für den nationalen Coca-Cola-Abfüller. Und wer weiß, wie gerne Mexikaner Limonaden trinken, der kann sich ungefähr ausmalen, wie viele Flaschen täglich vom Förderband laufen und wie saftig da auch die Gewinne sein müssen.

Seilschaft aus dem Ländle

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Wo immer wir auf dieser Weltreise hinkommen, die Ingenieure der Vorarlberger Firma Doppelmayr waren schon da. Und haben ganz eindrucksvolle Infrastrukturen hinterlassen: Wie zum Beispiel den Cable Liner am internationalen Flughafen von Mexico City, der den ersten mit dem gegenüber liegenden zweiten Terminal verbindet. Die Seilbahnbauer aus Wolfurt südlich von Bregenz haben es in der Tat geschafft. Sie sind heute ebenso Technologie- wie Weltmarktführer. Von der Eröffnung des ersten Schlepplifts in Zürs am Arlberg, 1937, sind noch gar nicht einmal so viele Winter vergangen. Seither wurden gut 14.000 Lifte und Bahnen errichtet: Seilbahnen, die Touristen auf einen Berg, über ein Tal oder auch einen Dschungel transportieren. Cable-Liner, die auf Flughäfen oder auch in Städten als öffentliche Verkehrsmittel dienen; Spezialseilbahnen, die mit der Energie, die sie beim Materialabtransport erzeugen, ganze Umgebungen mit Strom versorgen.

Dieser Blog erscheint redaktionell unabhängig in Kooperation mit der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich sowie mit dem Wirtschaftsministerium. Die Export-Offensive go-international soll österreichische Unternehmen zu geschäftlichen Aktivitäten im Ausland motivieren und dabei unterstützen.