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Mein härtester Wettkampf ever

Rückblick

Nachdem ich die 400 Wattintervalle, beim Abschlusstraining am Samstag relativ locker getreten habe, sah ich dem Rennen grundsätzlich sehr zuversichtlich entgegen.

Die ersten Probleme taten sich allerdings recht rasch auf.

Um 05.30 Uhr in der Wechselzone angekommen, wollte ich voller Tatendrang meine eigens hergerichtete Scheibe aufpumpen. Schnell stellte sich heraus, dass die eingepumpte Luft, genau so, wieder aus dem Ventil austrat. Glück im Unglück, dass der russische Athlet mit der Start Nummer 14 neben mir, ein zweites Hinterrad mit hatte. Nach einigen Überredungskünsten stimmte er zu, es mir zu borgen. Nach der „Ummontage“ des Zahnkranzes war ich um 06.30 Uhr startklar.

Das Wetter hatte sich in der Zwischenzeit derartig verschlechtert, dass angedacht wurde, das Schwimmen abzusagen. 20 Minuten vor Start, dann doch die Entscheidung die volle Ironmandistanz auszutragen. Unter orkanartigen Windverhältnissen und Regenschauern fiel pünktlich um 07.00 Uhr der Startschuss. Als ich nach 32 Minuten die erste, von zwei Runden beendet hatte, wusste ich, das wird meine schlechteste Schwimmzeit seit Jahren. Es war ein Schwimmen ums Überleben. Durch den heftigen Wellengang hatte ich den Eindruck, gegen eine Gegenstromanlage zu schwimmen und nicht vom Fleck zu kommen. Nach 01:07 und einigen Schlucken Salzwasser stieg ich leicht benommen aus dem unruhigen Meer.

 In der Wechselzone setzte sich meine Pechsträhne fort, indem ich mich ins Damenzelt verirrte. Beim zweiten Anlauf wurde ich dann richtig eingewiesen.

Kaum auf das Rad aufgestiegen, erfuhr ich von meinem Betreuer Thomas, von dem enormen Rückstand, den ich auf die Spitze „aufgerissen“ hatte. Mit so einem Rückstand habe ich eigentlich beim Schwimmen schon das Rennen verloren.

Also gab ich gleich mal ordentlich gas. Mit super Beinen fuhr ich die ersten dreißig Minuten mit 340 Durchschnittswatt. Als ich nach 60 km den mehrfachen Ironmansieger R. Tissink einholte, wusste ich, dass ich auf gutem Weg war. Leider hatten sich die Windverhältnisse nicht gebessert und durch meine Zipp 8008 war es fast unmöglich in Aeroposition zu fahren. Bei km 120 klappte dann die Eigenverpflegung nicht. Doppelt bitter, hatte mir der Wind am Beginn des Rennens meine eingepackten Riegel mitsamt der Tasche vom Rad gerissen. Es galt also, ohne Verpflegung durchzuhalten. Als es in meinen Fingern anfing zu kribbeln, musste ich Tempo rausnehmen, um es bis zur nächsten Labestation zu schaffen. Dort endlich angekommen, versorgte ich mich mit Bananen, Gels und Cola. Leider kostete mir diese Einlage mindestens 15 Minuten. Nach den verbliebenen dreißig Kilometern erreichte ich an elfter Stelle die Wechselzone.

Schon nach den ersten Kilometern machte sich die 5-wöchige Laufpause bemerkbar. Der immer noch sehr heftige Wind half auch nicht gerade dabei, ins Laufen zu kommen. Aber nach dem Motto, welches mir schon beim Jagdkommando eingetrichtert wurde: „niemals zurück“, war für mich klar, ich werde finnishen - und wenn es sein muss, auch zu Fuß. Bei km 16 überholte mich der Streckenrekordhalter und Vorjahressieger. Bei dem kurzen Versuch mitzugehen, meldete sich meine Beinhautentzündung, mit der ich seit Wochen kämpfe. Also kühlte ich bei jeder Labestation mit Eiswürfel, reduzierte das Tempo und kämpfe mich Kilometer um Kilometer dem Ziel entgegen. Die Zeit war mittlerweile unerheblich, es ging nur noch ums Durchkommen. Mit einem 5er Schnitt und 135 Puls galt es, den inneren Schweinehund zu überwinden. Trotzdem es meine zweitschlechteste Finnisherzeit war, der Zieleinlauf war gigantisch und ich freue mich auf diese Saison!!

Auch wenn die Verhältnisse echt extrem waren.Ihm Vergleich der Vorjahressieger hatte 08:05 dieses Jahr 09:32!! Das sagt schon einiges.

Fazit

Schwimmen: schwer einzuschätzen, da diese Verhältnisse wirklich Grenzwertig waren.

Rad: bis auf den Durchhänger hinsichtlich Verpflegung, sehr gute Leistung. Wenn ich die 150km herausfiltere, habe ich eine Durschnittwattleistung von 311! Sehr gut.

Laufen: ist nach 2 Jahren sehr wenig Lauftraining okay.

Auch wenn ich es nicht in die top ten und somit auch nicht zur Siegerehrung geschafft habe, bin ich nicht unzufrieden. Ich freue mich nun auf ein paar ruhigere Tage und im Anschluss daran, auf die nächsten Rennen der neuen Saison.

Außerdem bedanke ich mich bei allen, die am Livestream mitgefiebert haben und bei meinen Support TEAM, Thomas & Anhang für die tolle Betreuung während des Rennens.