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"Nur die Hälfte der Einwohner hat Zugriff auf Strom"

Nur die Hälfte der Einwohner hat überhaupt Zugriff auf Strom

Mag. Stefan Hofer
über Bangladesch

Frage: Warum hat es Sie als Österreicherin nach Bangladesch verschlagen, um gegen die vor Ort herrschende Energiearmut aufmerksam zu machen, Frau Posch?

Jacqueline Posch: Bereits zu Beginn meiner Reise war klar, ein großes Abenteuer steht bevor: Menschenmassen, unbeschreibliche Armut, härteste Arbeitsbedingungen, Korruption, mehr als laute, chaotische, in Smog gehüllte Städte, einige der gefährlichsten Straßen der Welt (extrem verschmutzt, mit Hunderttausenden Rickshaws, rasenden Bussen, stundenlangen Staus), sengende Hitze, steinharte Betten, unerwünschte Mitbewohner (Ratten, etc.), Terrorismus (entgleisende Züge, angezündete Busse, ständige Generalstreiks), usw.

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Bangladesch - wohl nicht das Hauptreiseziel Nummer Eins und daher nicht verwunderlich, wenn man als "weiße Person" als etwas außerirdisch betrachtet wird und ohne Übersetzer kaum weiter kommt. Aber dieses Land hat auch gute Seiten und Hoffnung.

Aber warum bin ich nach Bangladesch gereist? Ich habe Erneuerbare Energien und Internationale Betriebswirtschaft studiert und bin als Projekt Manager tätig. Während des Studiums kam ich mit dem Thema Mikrofinanzierung in Berührung und als ich von der Kombination dessen mit Erneuerbaren Energien erfuhr, wusste ich, ich wollte Forschung in diesem Bereich betreiben. Sowohl beruflich als auch privat führten mich viele abenteuerliche Reisen in abgelegene Länder und mich ereilte der Wunsch, etwas Gutes für die Natur zu unternehmen und Menschen in Not zu unterstützen.

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Das Engagement des Friedensnobelpreisträgers Yunus Muhammad (Bild), welcher Grameen Bank (Mikronfinanzinstitution) und Grameen Shakti (Erneuerbare Energielösungen für die Armen) gründete, faszinierte mich. In den ersten sechs Stunden nach meiner Ankunft in Bangladesch verzeichnete ich vier Stromausfälle. Somit wusste ich sogleich, dass die Energieversorgung hier ein wirklich brennendes Thema war. Nur die Hälfte der Einwohner hat überhaupt Zugriff auf Strom und mangels Alternativen verwenden viele teures gesundheitsschädigendes Kerosin.

In den ersten sechs Stunden nach meiner Ankunft in Bangladesch verzeichnete ich vier Stromausfälle. Somit wusste ich sogleich, dass die Energieversorgung hier ein wirklich brennendes Thema war.


Um bessere Möglichkeiten zu schaffen, startete Grameen Shakti (GS) den Verkauf von Solar Home Systemen, sowie später auch von Biogasanlagen und verbesserte Kochöfen für die Armen. Ich verbrachte viel Zeit im GS-Hauptquartier und begab mich auch zu vielen abgelegenen Dörfern. Ich sah, dass Menschen dank GS die Chance auf verlässliche saubere Energie erhielten und somit das Arbeiten und Lernen immens erleichtert wurde. Ein typischer Arbeitstag startete mit Treffen des außerordentlich bemühten GS-Personals, gefolgt von Rickshaw- bzw. Bootsfahrten, stundenlangen Fußmärschen, überqueren von kreativen errichteten Bambus-Brücken, zahlreichen Interviews und PV-Installationen.

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Ich war überwältigt von der großen Gastfreundschaft. Die Menschen haben gelernt, mit dem wenigen, das sie haben, zu leben und sich gegenseitig in jeder Lage zu unterstützen. Und ich sah und erlebte, dass die GS Produkte das Leben der Armen deutlich verbessern konnten. Aufgrund der unglaublich liebevollen Menschen fiel es wahrlich schwer, dieses besondere Land wieder zu verlassen. Das GS-Model wird seit Jahren erfolgreich umgesetzt und kann gewiss Anreize für andere Entwicklungsländer schaffen.

"Jede Bestrebung, wie klein auch immer, die Welt zu ändern ist niemals vergebens (A. Mallick)."

Jacqueline Posch

Bilder aus Bangladesch

Mit Mikrokrediten zu Erneuerbarer Energie

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Mehr Informationen zum Thema sind unter der Privatinitiative www.reactclean.com zu finden.