Was, bitte, ist Bayram?!
Von Naz Kücüktekin
„Bayram. Hä. Was ist das“, fragt ein Kollege verwirrt. Mein bosnischer Sitznachbar und ich schauen uns kurz ratlos an, bevor wir ihm erklären, dass es sich um eines der wichtigsten religiösen Feste für Muslime handelt – nichtsahnend, dass wir solche Gespräche in den nächsten Tagen noch einige Male führen werden.
Als Muslim, oder muslimischer gelesener Mensch (ich bin ja eigentlich Atheist) ist man es in Österreich gewohnt, dass der Islam nicht nur einen schlechten Ruf hat, sondern auch die wenigsten etwas über ihn wissen. Der Horizont geht selten über die Frage, warum man denn kein Schweinefleisch isst oder Kopftuch trägt, hinaus.
Nun kann man natürlich argumentieren, Österreich ist ein katholisches Land, wieso sollte man sich mit dem Islam und muslimischen Menschen auseinandersetzen? Tatsächlich, ja, man könnte das sagen, schließlich muss sich niemand mit "anderen" Kulturen und Religionen auseinandersetzen.
Was machen die Mitmenschen?
Aber ein bisschen fad und ignorant wäre das schon. Nicht nur, weil auf der Welt Millionen von Muslime leben, davon rund 800.000 in Österreich, sondern auch, weil es doch auch zum Zusammenleben dazu gehört, zumindest halbwegs zu wissen, was die Mitmenschen so machen. Ja, manche, wie meine KollegInnnen, die JournalistInnen sind, haben es sich sogar zum Beruf gemacht, neue Perspektiven aufzuzeigen und in andere Welten einzutauchen. Dass nicht mal sie wissen, was Bayram* ist, ist schon bezeichnend.
Im globalen Zeitalter kann man aber eigentlich schon erwarten, dass der Begriff für eines der wichtigsten Feste einer der Weltreligionen, zur Allgemeinbildung gehört.
Die andere Option wäre, dass weiterhin die Atheistin erklären muss, was, bitte, Bayram ist. Die will zu Bayram aber eigentlich nur Baklava essen – und nicht Bildungsarbeit leisten.
*Das "Fest des Fastenbrechens" wird je nach Land und Sprache unterschiedlich bezeichnet. Bayram, Bajrami, Eid al-Fitr bezeichnen alle das selbe Fest.