Matt Damon & Ben Affleck: Doku über legendären U2-Gig in Sarajevo
Von Dennis Miskic
Sarajevo ist eine Stadt, die eigentlich für ihren multikulturellen Charakter berühmt sein sollte. Weltruhm erlangte sie allerdings leider vor allem wegen der 1425 Tage langen Belagerung während des Bosnien-Krieges. Die längste Belagerung im 20. Jahrhundert wirft noch immer einen dunklen Schatten über die Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas. Ein neuer Dokumentarfilm beschäftigt sich damit, wie in der Nachkriegszeit durch die Musik einer der weltgrößten Bands U2 der traumatisierten Bevölkerung etwas Hoffnung vermittelt werden sollte.
Das Konzert von Bono Vox & Co. fand 1997 in Sarajevo statt. Die Vorbereitungen waren enorm, denn die durch den Krieg zerstörte Infrastruktur in der Stadt machte den irischen Rockern einen Strich durch die Rechnung. Defekte Brücken und mangelhafte Soundanlagen konnten sie jedoch nicht von dem Konzert abhalten, das ihnen am Herzen lag.
"Dieses Konzert ist seit 1993 in Planung. Die Idee kam, als uns eine bosnische Filmcrew während unserer Tour in Italien fragte, ob wir nicht nach Sarajevo kommen würden. Ich konnte keinen Grund finden, warum nicht", sagte Bono in einem Interview vor dem Konzert, bei dem UN-Friedenstruppen für Sicherheit sorgten.
Erinnern an den Krieg
Der von Matt Damon und Ben Affleck produzierte Film "Kiss the Future" wurde am Sonntag im Rahmen der Berlinale erstmals gezeigt. Die Regie führte Nenad Cicin-Sain. Der Amerikaner ist im ehemaligen Jugoslawien geboren und stammt aus einer multiethnischen Familie. Er wollte den Film nutzen, um dadurch die verübten Gräueltaten in Bosnien-Herzegowina zu thematisieren.
"Dieser Film ist eine Zeitkapsel der jüngsten tragischen Vergangenheit Europas", schreibt der Journalist Peter Bradshaw im britischen Guardian. "U2 war wichtig, um die Aufmerksamkeit der Welt auf den Bosnien-Krieg zu lenken, um diesen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen".
Das Drehbuch hat Bill S. Carter geschrieben. Er selbst hat sich dafür eingesetzt, die Rockband für das Konzert anzuwerben, um der lange belagerten Stadt einen Hoffnungsschimmer bieten zu können.
"Küss die Zukunft!"
"Wir fingen an, einen Film über den letzten Krieg in Europa zu führen, und dann brach ein weiterer Krieg aus", erläuterte Regisseur Cicin-Sain bei der Pressekonferenz am Sonntag. Der Kriegsausbruch in der Ukraine hätte die Narrative des Films geändert - und die Emotionen verstärkt.
Auch die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) der Einheimischen soll eine Rolle im Film gespielt haben. Viele der Befragten, die in der Doku vorkommen, hätten nur schwer über ihre Erfahrungen während der Belagerung sprechen können, erklärte die am Film arbeitende Forscherin Vesna Zaimović.
Im Kopf der 45.000 Konzertbesucher blieb aber vor allem ein Satz hängen. Als Bono auf die Bühne kam und in den Himmel von Sarajevo schrie: "Scheiß auf die Vergangenheit, küss die Zukunft!"