Roma in Österreich: Eine Geschichte, die offiziell vor dreißig Jahren begann
Von Dennis Miskic
Am 16. Dezember 1993 wurden Roma als sechste Volksgruppe in Österreich anerkannt. Diese Anerkennung war das Ziel eines langen, beschwerlichen Weges und eines Kampfes um Gleichstellung in der Gesellschaft. Zwei Jahre nach der Anerkennung ereignete sich das Bombenattentat von Oberwart, bei dem vier junge Roma in der Oberwarter Roma-Siedlung ermordet wurden. Es handelt sich um das schwerste rassistisch motivierte Verbrechen in der Zweiten Republik.
Im selben Jahr, nur wenige Monate später, wurde der Volksgruppenbeirat der Roma ins Leben gerufen. „Die Anerkennung der Roma als Volksgruppe gilt als Meilenstein in der österreichischen Rechtsgeschichte, als Endpunkt einer mehrere hundert Jahre dauernden Verfolgungsgeschichte, als Höhepunkt österreichischer Minderheitenpolitik und als Beginn einer europäischen Erfolgsgeschichte österreichischer Roma-Politik“, betont Voice of Diversity in der Presseaussendung anlässlich des Internationalen Tages der Roma.
Mit Kunst und Kultur wird er dieses Jahr begangen. Der Verein Voice of Diversity lädt zu ihrer Veranstaltung am 8. und 9. April. Sie machen darauf aufmerksam, dass es dieses Jahr ein ganz wichtiges Jubiläum zu feiern gibt: 30 Jahre Anerkennung der Roma als Volksgruppe in Österreich.
Seit der Anerkennung als Volksgruppe vor 30 Jahren hat sich vieles innerhalb der Volksgruppenarbeit verändert: Zahlreiche Vereine sind entstanden, die mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten wichtige Anliegen der Volksgruppe vertreten. Die Kunst und Kultur der Roma erhielt Anerkennung und wurde gefördert sowie der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der in den letzten 30 Jahren umgesetzt werden konnte, ist die Kodifizierung und Didaktisierung des Burgenland-Romani. Ein wichtiger Schritt, da die Sprache ein wesentlicher Teil der Identität und Kultur der Roma ist und diese bis dahin nur mündlich überliefert wurde.
Die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion anlässlich des Internationalen Roma-Tages am 8. April 2023 beschäftigt sich mit den sozioökonomischen Veränderungen der Lebensumstände der Roma. Was hat sich in den letzten 30 Jahren seit der Anerkennung der Roma als Volksgruppe getan? Haben wir einen Grund zum Feiern? Im Hinblick auf die bereits 2010 beschlossene Roma Strategie bzw. den EU-Rahmen (2020) stellt sich die Frage, inwieweit der Prozess der Gleichstellung, Inklusion und Teilhabe der Roma in den EU-Mitgliedstaaten stattgefunden hat.
Durch die Anerkennung widmete sich auch die Wissenschaft der Volksgruppe, so konnten zahlreiche Vorurteile widerlegt und eine korrekte Geschichtsschreibung begonnen werden – denn bis dahin wurden oft, auch in wissenschaftlichen (z.B. literaturwissenschaftlichen und historischen) Werken, Unwahrheiten verbreitet und somit der schon bestehende Antiziganismus geschürt.
Samstag, 8. April 2023
18:00 - 19:30 Uhr: Podiumsdiskussion (mit Gratis Video-Livestream unter www.voiceofdiversity.at). Auf dem Podium:
Auf dem Podium:
- Dieter Halwachs / Soziolinguist
- Emmerich (Charly) Gärtner-Horvath / Vorsitzender des Volksgruppenbeirates und Obmann des Vereins Roma-Service
- Erika Thurner / Politikwissenschaftlerin und Historikerin
- Mirjam Karoly / Politologin und Mitglied des Volksgruppenbeirates für Roma
- Ursula Hemetek / Ethno-Musikologin und Wittgenstein-PreisträgerinModeration: Doron Rabinovici / Schriftsteller und Historiker
20:30 - 22:00 Uhr: Erzählung mit Konzert: Roma Märchen & Roma-Musik. Tickets gibt es unter: www.porgy.at
Sonntag, 9. April 2023
Ab 20:30 Uhr: Konzert mit Alan Bartuš - BORN IN MILLENNIUM feat. Gregory Hutchinson. Tickets gibt es unter: www.porgy.at