Journalistin bedroht: Bürgermeister von Split und sein Vize zurückgetreten
Nur ein Jahr nach den Lokalwahlen wird es in der kroatischen Adriametropole Split Neuwahlen geben müssen. Der bisherige Bürgermeister Ivica Puljak und sein Stellvertreter Bojan Ivošević sind am Donnerstag zurückgetreten, berichteten kroatische Medien. Der Stadtchef demonstrierte damit seine Unterstützung für Ivošević, gegen den die Staatsanwaltschaft vergangene Woche eine Anklage wegen Drohungen gegenüber einer Journalistin der Tageszeitung Slobodna Dalmacija erhoben hatte.
Dem Bürgermeister, der sich in dem Skandal hinter seinen Stellvertreter stellte, haben seine Partner im Stadtrat, wo er ohnehin keine Mehrheit mehr hatte, die Unterstützung entzogen. Scharfe Kritik gab es ebenfalls aus der Opposition. Vorerst war unklar, ob sich demnächst auch die Stadtvertretung auflösen wird. Neuwahlen für den Stadtrat peilt der bisherige Bürgermeister, der alle Parteien zur Auflösung aufrufen will, jedenfalls an. Auch einige andere Parteien haben vorgezogene Wahlen in Aussicht gestellt. Neuwahlen dürfte es laut Medien im Juni geben.
Der Rücktritt sei nicht erzwungen worden, erklärte Puljak am Donnerstag und betonte, dass er damit den Bürgern von Split die Möglichkeit geben will, sich über seinen bisherigen Kurs aussprechen zu können. Er zeigte sich von einem erneuten Wahlsieg überzeugt. In Bezug auf Ivošević räumte er dessen "unangemessene Kommunikation" ein, betonte aber, dass er seinen Stellvertreter nicht aufgeben werde. Ivošević soll auch bei Neuwahlen zu seinem Team gehören. "Ein verbaler Ausrutscher kann einen Menschen nicht im Wesentlichen bestimmen. Wir alle haben im Leben Fehler gemacht, aber was zählt ist, was wir davor und danach gemacht haben", sagte der Bürgermeister.
Drohungen
Dem 32-Jährigen Ivošević wirft die Staatsanwaltschaft laut Berichten vor, der Zeitungsjournalistin Anfang Februar in einem Telefongespräch gedroht zu haben, was bei ihr und ihren Vorgesetzten, denen sie über den Vorfall berichtete, Angst und Unruhe auslöste. Offensichtlich unzufrieden mit einem Artikel soll er die Journalistin verbal angegriffen haben und dabei mit Bezug auf sie und ihre Zeitungskollegen gesagt haben, dass er "deren Blut trinken" werde. Außerdem soll er damit gedroht haben, dass die Zeitung weder von ihm noch von dem Bürgermeister keine Stellungnahmen mehr bekommen werde, solange er keine öffentliche Entschuldigung bekomme. Die angegriffene Journalistin bezeichnete die Kommunikation als unangenehm und betonte, sie habe sich in ihrem Beruf bedroht gefühlt.
Ivošević, der sich nach dem Vorfall bei der Journalistin und der Öffentlichkeit entschuldigte, wittert hinter dem Skandal die Stadtopposition, die rechtskonservative HDZ. Er beklagte zudem, dass die Berichterstattung der Zeitung negativ geworden sei, nachdem die Stadt die Finanzierung eines Zeitungsprojektes abgelehnt hatte.
Der Liberale Puljak hat bei den Lokalwahlen im Mai 2021 den Kandidaten der HDZ, die in Dalmatien traditionell stark ist, bezwungen. Seine Kleinpartei Centar regierte in Split mit Unterstützung von Sozialdemokraten (SDP), der Most-Partei, einem Bündnis aus Mozemo, Pametno für Split und Dalmatien und Neuer Linker, sowie Unabhängigen. Im vergangenen Herbst hatte Puljak nach einem Krach mit der SDP die Mehrheit im Stadtrat verloren.