Bürgermeister sitzt wegen Amtsmissbrauchs im Häfn - gewinnt Wahl trotzdem
Von Mirad Odobašić
In Bosnien-Herzegowina sind am Sonntag die Kommunalwahlen über die Bühne gegangen. Bewohnerinnen und Bewohner von 143 Gemeinden wählten ihre Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie die Landräte.
Wegen der Hochwasserkatastrophe in der vergangenen Woche wurden die Wahlen allerdings in mehreren Gemeinden verschoben. Nicht zuletzt dadurch sank die traditionell niedrige Wahlbeteiligung in dem kleinen Balkan-Land unter die 50-Prozent-Grenze.
Laut der Zentralen Wahlkommission Bosnien-Herzegowinas lag sie diesmal bei nur 47,73 Prozent.
Nicht von den heftigen Überschwemmungen betroffen war der im Osten des Landes gelegene Ort Trnovo. Die Wahlberechtigten dort konnten zur Urne gehen – und eine kuriose Wahl treffen.
Bürgermeister Berilo gewinnt Wahl von Gefängnis aus
Sie ließen nämlich ihren alten Bürgermeister Ibro Berilo wieder gewinnen. Von den 1.923 Wahlberechtigten machten 1.312 ein Kreuz neben dem Namen des Kandidaten der bosniakischen Partei der Demokratischen Aktion (SDA), womit er seinen Gegenkandidaten Bajro Lindov (Sozialdemokraten, 384 Stimmen) deutlich hinter sich ließ.
Berilos Wahlsieg ist an sich keine Sensation, würde der amtierende Bürgermeister Trnovos derzeit nicht im Gefängnis sitzen. Dort befindet er sich seit Anfang August – wegen des Vorwurfs des Amtsmissbrauchs und der Geldwäsche. Berilo war eine von vier Personen, die am 5. August im Zuge einer Großrazzia der staatlichen Ermittlungs- und Schutzbehörde verhaftet wurden. Der Gegenstand der zuvor gelaufenen Ermittlungen war systemische Korruption gewesen. Seitdem sitzt der Gemeindepolitiker in Untersuchungshaft, die zuerst auf einen Monat festgelegt, anschließend aber um weitere zwei Monaten verlängert wurde.
"Einer der reichsten Politiker des Landes"
"Berilo ist seit 1991 Angestellter der Gemeinde Trnovo – und obwohl Trnovo mit nur 1.500 Einwohnern eine der kleinsten Gemeinden ist, ist er einer der reichsten Politiker des Landes", schrieb das Portal BalkanInsight am Tag von Berilos Verhaftung. Demnach soll Berilo sein Amt missbraucht haben, um an lukrative Immobilien, u.a. in einem Nobel-Skigebiet in der Nähe von Sarajevo, zu kommen. Ihm werden zudem weitere kriminelle Machenschaften in Zusammenhang mit Korruption angelastet.
Deswegen hat Berilo zwar – zumindest vorübergehend – seine Freiheit verloren, aber anscheinend nicht das Vertrauen seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger.