Wie Yoga und genussvolle Ernährung zusammenpassen
Von Ingrid Teufl
Für Millionen Menschen auf der ganzen Welt ist Yoga ein Weg zu körperlicher und geistiger Ausgeglichenheit. Die Übungen der verschiedenen Yoga-Stile sind aber nur ein Teil dieses Jahrtausende alten Konzepts. Es basiert auf Ganzheitlichkeit – und daher wird auch der Ernährung neben der täglichen Übungspraxis besondere Bedeutung beigemessen. Vereinfacht ausgedrückt, soll Yoga reinigend auf den Körper wirken. Zusätzlich sollen die Übungen auch den Geist stärken und nähren. Diese Effekte können mit den richtigen Nahrungsmitteln verstärkt werden. "Da yogische Ernährung vor allem den Energiehaushalt des Körpers beeinflusst, stehen die energetischen Effekte von Essen und Trinken im Mittelpunkt", heißt es bei der Yoga-Akademie Austria.
Drei Energiequalitäten
Ähnlich wie in der Fünf-Elemente-Ernährung des Ayurvedas werden den Nahrungsmitteln auch in der Yoga-Philosophie bestimmte Eigenschaften zugeschrieben, die stärkend oder schwächend wirken. Sie werden in drei Energiequalitäten (Gunas) unterteilt:
- Sattva steht für Harmonie, Ausgeglichenheit und Klarheit. Sattva-Lebensmittel beruhigen und unterstützen einen klaren Verstand. Dazu werden unter anderem Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und Milchprodukte gezählt.
- Rajas symbolisiert Bewegung, Aktivität und Aufregung. Aus yogischer Sicht nährt es den Geist stärker und führt zu Ungleichgewicht. Lebensmittel wie Kaffee, schwarzer Tee, starke Gewürze, Fisch oder Eier können den Körper anregend wirken und machen den Geist unruhig.
- Tamas wirkt blockierend, passiv und macht träge. Diese Nahrung kann negative Emotionen begünstigen. Dazu zählen etwa Fleisch, Alkohol, Zwiebeln und Knoblauch.
Speiseplan langsam verändern
Viele Yogis empfehlen daher, den Speiseplan nach und nach in Richtung Sattva zu verändern. Zur richtigen Ernährung gehören einerseits die richtige Auswahl und Zubereitung, andererseits gesunde Zutaten. Wenn man Yoga wie Marlo Scheder-Bieschin nicht als Religion, sondern als Lebensanschauung sieht, wird der direkte Zusammenhang noch klarer. Die deutsche Fotografin praktiziert seit Jahren Yoga und hat damit ihren täglichen Helfer im Alltag gefunden. Als leidenschaftliche Köchin war der Weg zu einer modernen yogischen Ernährung nicht weit. "Sich nach yogischen Grundsätzen zu ernähren, ist für mich einfach und beglückend."
Yogische Ernährung ist in erster Linie eine Haltung, schreibt sie in ihrem neuen Kochbuch "Yoga Canteen". Das heißt nicht, sich asketisch oder rein vegetarisch zu ernähren. Jeder braucht seine Übungspraxis und jeder braucht seine Ernährung – ganz, wie es seiner Ausrichtung und Belastung oder seinem Alter entspricht. Und so kann ein radikaler, dogmatischer Umgang mit der Philosophie jemanden zu einem noch "schlechteren" Yogi machen, als hin und wieder genüsslich und achtsam ein Stück Fleisch zu essen.
In-Sich-Hineinhören
Beim Essen soll aus yogischer Sicht die Achtsamkeit nicht zu kurz kommen. Das heißt, sich genau auf die Dinge zu konzentrieren, die man gerade tut. Und so fasst Scheder-Bieschin die Yoga-Ernährung ganz einfach zusammen: "Gehe achtsam und respektvoll mit dir und deiner Umgebung um."
Hirsecreme
Das Hineinhören sollte bereits beim Frühstück beginnen. "Zuerst sollte man herausfinden, was einem gut tut, was einen gut sättigt und kräftigt, ohne zu schwächen." Auch im Yoga lautet eine Regel, dass der Körper Warmes besser verwerten kann als Kaltes. Das kann ein Reis- oder Haferbrei ebenso sein, wie die Hirsecreme mit oder ohne Zimt.
Dafür 4 EL Hirse und 9 EL Haferdrink über Nacht im Kühlschrank quellen lassen und am Morgen kurz aufkochen lassen. Dann mit 1 EL Nussmus, 1 EL Agavendicksaft, 1 TL Zimt (nach Wunsch) verrühren und geschälten Apfel darunter reiben oder mit Fruchtkompott mischen.
Erbsen-Safran-Suppe
Ob Mittag- oder Abendessen: Oberstes yogisches Gebot ist, sich dafür Zeit zu nehmen. Das gilt übrigens für die Zubereitung ebenso wie für das Verspeisen. Mit einer Erbsen-Safran-Suppe versorgt man seinen Körper mit Proteinen und Ballaststoffen. Der Safran wirkt stimmungsaufhellend.
Dafür 200g geschälte gelbe Erbsen über Nacht mit Wasser bedeckt stehen lassen. 20 Safranfäden in lauwarmem Wasser einweichen, 2 Stangen Lauch längs in feine Streifen schneiden. 4 Karotten schälen und in lange dünne Streifen schneiden, 1 kleiner Hokkaido-Kürbis ebenfalls in längliche, schmale Stücke schneiden. Dann 1 EL Ghee oder Butter in einem großen Topf schmelzen, 1/4 TL gemahlener Kreuzkümmel, 1/2 TL Paprikapulver, 5 Lorbeerblätter, 4 fein gewürfelte Knoblauchzehen dazugeben. Karotten, Kürbis und Lauch kurz mitrösten, mit 1,5 Liter Gemüsesuppe aufgießen. Erbsen dazugeben und ca. 1 Stunde schwach kochen lassen. Nun Safran hinzufügen und mit Zitronensaft abschmecken. Eventuell nachsalzen.
Kurkuma-Drink
Kurkuma werden wertvolle Eigenschaften zugeschrieben. Es bindet unter anderem freie Radikale. Mit diesem Drink lassen sich die Vorzüge mit jenen von Ingwer verbinden.
In einem kleinen Topf 1/2 TL Kurkuma mit 65 ml (4 EL) Wasser aufkochen, bis sich eine dicke Paste bildet. Bei Bedarf etwas Wasser nachgießen. In der Zwischenzeit 1/4 Liter Kuhmilch, Mandel- oder Sojadrink mit 2 Scheiben Ingwer und 2 EL Mandelöl (kaltgepresst) einmal aufkochen. Vom Herd nehmen, die Kurkumapaste einrühren und nach Belieben mit Honig süßen.
Buchtipp:Marlo Scheider-Bieschin, My Yoga Canteen. Essen. Lieben. Lernen. Verlag Zabert-Sandmann, 25,60 €.