Kufenstechen, Kranzelreiten und Pfingstlotter: Lustige Bräuche zu Pfingsten
50 Tage nach Ostern feiert man Pfingsten – ein Fest im (christlichen) Jahreskreis, das mit regionalen Bräuchen verbunden ist, die man gut und gerne als lustig bezeichnen kann. Werfen wir einen Blick auf das Pfingstfest und das Brauchtum dahinter:
Woher kommt das Wort Pfingsten?
Das Wort Pfingsten hat seine Wurzeln im griechischen Begriff „pentekoste“, der für „fünfzig“ steht. Die Logik dahinter: Am 50. Tag des Osterfestkreises, also 49 Tage nach dem Ostersonntag, feiern die Christen alljährlich das Pfingstfest.
Rund um das Frühlingfest gibt es eine Vielzahl an Bräuchen – zum Beispiel werden wie bei den Maibräuchen Pfingstbäume gepflanzt und Pfingstfeuer entfacht. Doch wie bei jedem Brauch gibt es regionale Feinheiten, die eine nähere Betrachtung Wert sind.
Nächtlicher Schabernack
Zu Pfingsten darf man offiziell Streiche spielen – denn die Nacht von Sonntag – auf Pfingstmontag wird als Unfugs- oder Bosheitsnacht bezeichnet. In dieser Nacht steht das sogenannte Pfingststehlen auf dem Programm. Anders als beim Maibaumstehelen wird nicht ein Baum gestohlen, sondern Utensilien, die in der Nacht im Garten stehen gelassen wurden. Man ist somit gut damit beraten, alle beweglichen Gegenstände aus dem Garten wegzuräumen, da diese sonst entwendet auf den Dorf- oder Marktplatz verfrachtet werden. Wer also Gartenzwerge, Schaufeln, Rechen & Co im Garten liegen lässt, kann davon ausgehen, diese am Pfingstmontag im Dorfzentrum suchen zu müssen. Dieser nächtliche Unfug ist vor allem in der Steiermark gebräuchlich.
Bloß nicht ausschlafen zu Pfingsten
Ausschlafen zu Pfingsten? Besser nicht! Denn Langschläfern droht eine unliebsame Überraschung im Bett. Denn die Schlafmützen – auch Pfingstlucken, Pfingstesel, Pfingstochse oder Pfingstnigln genannt – bekommen einen Blumenstrauß ins Bett gelegt. Dieser besteht jedoch nicht aus den schönsten Frühlingsblühern, sondern aus Brennesseln – was zu einem brennenden und juckenden Erwachen führt.
Strohpuppen als Heiratsbotschafter
Wissen Sie, was eine Pfingstlotter ist? Ledige Frauen im dörflichen Umfeld wissen das vielleicht: Damit ist nämlich eine Strohpuppe gemeint, die zu Pfingsten vor die Türe, das Fenster oder auf das Dach gesetzt wird. Auf sehr direkte, wenn nicht gar unfreundliche Art und Weise, signalisieren die Dorfburschen damit, dass es doch langsam Zeit wäre zu heiraten. Die Rache ist manchmal, dass die ledigen Frauen die Betten der Burschen auf die Straße schleppen.
Wettspiele in Kärnten
Im südlichsten Bundesland ist die Pfingstzeit die Zeit der Wettspiele. Beim Gailtaler Kufenstechen werden durch Prüfen und Messen die männlichen Kräfte zum Ausdruck gebracht.
Das Kufenstechen beginnt mit dem Aufzug von Reitern auf ungesattelten Pferden. Manchmal haben sie eine Zipfelhaube auf dem Kopf, in der rechten Hand halten sie einen Eisenstab. Auf ein Trompetensignal geht es los: Auf einem Pfahl ist ein längere Zeit im Wasser gelegenes Fass befestigt, das dadurch besonders gedichtet war. Jeder Reiter gibt mit dem Eisenstab einen Schlag auf das Fass ab. Das Spiel wiederholt sich so lange, bis die Kufe in Trümmer fällt. Der Sieger erhielt einst einen von Mädchen geflochtenen Ehrenkranz. Abschließend wurde ein Ringstechen nach den Reifen der zerschlagenen Kufe veranstaltet. Beim sogenannten Stechen des Kranzels wurde dieses dem Sieger zuteil, der mit dem Mädchen, das den Kranz überreichte, den allgemeinen Tanz eröffnete.
Das Kranzelreiten in Weitensfeld im Gurktal findet am Pfingstwochenende statt und ist eines der ältesten Brauchtumsfeste in Kärnten. Mündlichen Überlieferungen zufolge geht die Tradition schon ins 16. Jahrhundert zurück: Die vier Überlebenden der Seuche in Weitensfeld waren ein Burgfräulein und drei Burschen. Um ihren zukünftigen Verlobten auszuwählen, veranstaltete die Dame einen Wettlauf, der Sieger durfte sie zur Frau nehmen. In Erinnerung an diese Zeit entstand das Kranzelreiten, das heute noch zelebriert wird und tausende Besucher anlockt.
Zum ursprünglichen Wettlauf um das Burgfräulein, der heute noch den Kern einer zweitägigen Brauchtumsveranstaltung bildet, kam in den letzten hundert Jahren auch noch Vereine und Musikkapellen mit ihrem Programm dazu.