Durchs Sausaltal: Die weniger bekannte Weinstraße der Steiermark
Von Kitzeck im Sausal, dem höchstgelegenen Weinort Österreichs, streift der Blick in die Ferne. Weiter unten im Tal hängt an diesem Tag etwas Nebel. Die Weinreben bekommen trotzdem Sonne ab: An den Berghängen in ordentlichen Reihen angelegt kann sie das mystische Grau nicht erreichen.
Wer die Sausaler Weinstraße im Hügelland zwischen Leibnitz und Sulm besucht, landet früher oder später in Kitzeck auf einer Höhe von 564 m Seehöhe. Ein idealer Ort, um sich nicht nur landschaftlich ein Überblick über die Region zu schaffen.
Ein altes Winzerhaus aus dem frühen 18. Jahrhundert gibt dem 1. Steirischen Weinmuseum ein Zuhause. Wandert man durch das unter Denkmalschutz stehende Museum, bekommt man ein Gefühl dafür, wie lange hier schon der Weinbau kultiviert wird.
Neben den unzähligen Ausstellungsstücken sind es vor allem die begleitenden, durchaus humorvollen Geschichten und Erzählungen, die die alte Zeit wieder greifbar machen.
Ansonsten gilt für Kitzeck das, was auch für viele weitere Orte in der Südsteiermark gilt: Buschenschank um Buschenschank, Weingut um Weingut fordern zur genussreichen Einkehr auf. Und alles dreht sich um den Wein.
Riesling braucht Meer
Nicht nur das milde (genau genommen mediterran illyrische) Klima, sondern vor allem der nährstoffreiche Boden sorgen dafür, dass die Reben an den Berghängen des Sausaltals, den steilsten Weingärten der Steiermark, besonders gut gedeihen.
Zu verdanken ist das vor allem dem sogenannten Sausaler Stock, einem mineralhaltigen Urgesteinsboden. Vor rund 16 Millionen Jahren, als das Gebiet von Meer bedeckt war, ragte das Schiefergestein wie Inseln aus dem Wasser und reicherte sich mit Muschelkalk an.
Heute bildet er die Basis für oftmals gelungene Weinfreude. Der regionale Riesling zum Beispiel profitiert von der ehemaligen Lage im und am Meer und zeichnet sich seinerseits durch Tiefgang und feiner Mineralik aus.
Edle Bio-Tropfen
Im Sausaltal hat inzwischen auch der Bio-Weinbau eine Nische gefunden. Mehr als nur ein Trend oder ein Lippenbekenntnis, arbeiten die Winzer hart daran, Landwirtschaft mit dem Nachhaltigkeitsgedanken zu verbinden und aromareiche Weine zu erzeugen. Das Motto: Qualität vor Quantität. In den diversen Kellern findet man das Ergebnis. Drei seien hier als Beispiel erwähnt:
Mit aufwändiger Handarbeit im Weingarten setzen sich etwa Rainer Hack und seine Familie vom Weingut Warga-Hack in St. Andrä auseinander. Sämtliche Weine sind seit dem Jahrgang 2009 biologisch und mit dem Jahrgang 2017 auch Demeter-zertifiziert.
Die Sausaler Weinstraße startet in Leibnitz und schlängelt sich entlang steiler Weingärten durch das Sulmtal.
In Fresing zweigt sie von der Bundesstraße B74 ab und führt über Kitzeck und dem Sausalerberg bis nach Maierhof im Sulmtal.
Die gleichen Kriterien - biologisch und Demeter-zertifiziert - erfüllt auch das Weingut Karl Schnabel in Gleinstätten. Eher unüblich für die Steiermark wird hier aber die Liebe zu Rotweinsorten zelebriert, wie Zweigelt, Blaufränkisch oder Pinot Noir.
Einer der ältesten Bio-Weinbaubetriebe der Südsteiermark findet sich in St. Johann im Saggautal: Weinbau Thünauer betreibt seit 1993 kontrolliert biologische Landwirtschaft auf rund einem Hektar.
Neue Pfade entdecken
Am Ufer des Sulmsees, nahe vom Hotel Schloss Seggauberg, hat die Weinbauschule ihr organisch-biologisches Revier bezogen. Auf dem sandigen Lehm wachsen hier die Reben.
Während sich hier junge Weinbauern intensiv mit der Materie auseinandersetzen und lernen, können Besucher hier in kürzerer Zeit Wissen ansammeln: Der rund 1,5 km lange Weinlehrpfad ist dabei aber nicht nur wegen seiner 18 Schautafeln und Schauobjekten interessant. Denn besonders wenn über dem See gerade wieder zarte Nebelschwaden hängen, zeigt sie sich wieder: die mystische Seite der Südsteiermark.