"Dopamine Travel": Warum reisen glücklich macht
Von Julia Pfligl
Bei der aktuellen Nachrichtenlage sehnen sich viele nach einer positiven Abwechslung vom Alltag. Da kommt der neueste Trend aus der Reisebranche gerade recht: "Dopamine Travel" orientiert sich am Modetrend "Dopamine Dressing", der bereits vor einigen Jahren aufgetaucht ist.
Die Idee dahinter: Bunte, helle, fröhliche Farben - wie Gelb, Orange, Pink - stimulieren das Gehirn und sorgen dafür, dass der glücklichmachende Botenstoff Dopamin den Körper flutet. Und was beim Anziehen funktioniert, soll auch beim Erkunden fremder Orte für Glücksgefühle sorgen.
Ein Paradebeispiel für einen solchen Ort sind die griechischen Kykladen, die für ihre blauen Fensterläden und pinken Blüten berühmt sind. Aber auch die nordmarokkanische Stadt Chefchaouen mit ihren blauen Häuserfassaden oder die indische "Pink City" Jaipur eignen sich laut Reiseexperten hervorragend für "Dopamine Travelling".
In Venedig sorgen die bunten Häuschen von Burano für gute Laune, und wer schon einmal in Kapstadt war, wird vielleicht im farbenfrohen Viertel Bo-Kaap oder am Strand von Muizenberg einen Dopaminrausch erlebt haben.
Wer nicht in die Ferne schweifen will, der findet auch in Österreich Häuser in bunten Farben. Wir haben hier ein paar Eindrücke gesammelt:
Der Brite Tom Barber hat sich mit seiner Reiseagentur Original Travel heuer auf den bunten Trend spezialisiert. "Dieses Jahr dreht sich alles um 'Belohnung' - jeder verdient eine Pause, und diese sollte so fröhlich und unbeschwert wie möglich sein", erklärte der Tourismusexperte dem Independent.
Auf dem Land und im Wasser
Auf seiner Website hat er eigene Touren zu bunten Destinationen zusammengestellt. Er empfiehlt unter anderem die Stadt Oaxaca und die Pazifikküste Mexikos sowie die beliebte Tauchregion Raja Ampat in Indonesien mit ihrer schillernden Unterwasserwelt.
Auch südamerikanische Länder bestechen durch ihre Farbenpracht, unterschätzt sei vor allem Guatemala. Als anregende Glücksfarben nennt Barber Orange und Gelb, Weiß und Blau würden eher beruhigend wirken.
Der Tourismustrend hängt aber nicht nur mit neurologischen Prozessen, sondern auch mit den neuen Medien zusammen - denn knallige Farben auf Urlaubsfotos machen sich einfach gut im Instagram-Feed. Das haben auch Hotels und Restaurants erkannt, die ihre Ausstattung immer öfter auf die Social-Media-affine Kundschaft ausrichten.
Fluch und Segen
Ein besonders fotogener Platz kann für die Region jedoch auch ein Fluch sein. Barber fürchtet, dass der Trend zum "Overtourism" an manchen Orten beitragen könnte - zu viele Touristen auf engem Raum, die alle ein Foto machen wollen. Und das macht Reisende dann wiederum eher weniger glücklich.
Beim "Dopamine Travelling" gehe es daher in erster Linie darum, bewusst zu reisen, Schönes in sich aufzusaugen und lange davon zu zehren. Auch, wenn man von der bunten Pracht kein Foto postet.