Zum Johann Strauss-Festjahr 2025: Die kleine Geschichte des Donauwalzers
Wenn die Melodie des Donauwalzers erklingt, weiß man in Österreich etwas damit anzufangen. Auch wenn man den Text nicht kennt, die Melodie geht ins Ohr. Aber wussten Sie zum Beispiel, dass es sich bei der Melodie um einen A-Dur-Dreiklang handelt? Wir nehmen Sie mit auf eine kleine Geschichtsreise des Donauwalzers.
Die Hymne Österreichs
Wann immer der Donauwalzer zum Besten gegeben wird – sei es prominent beim Neujahrskonzert von den Wiener Philharmonikern oder bei diversen Ballveranstaltungen – es kommt bei vielen Menschen ein Gefühl der Ergriffenheit auf. Man kann sogar von einer Art von Heimatgefühl sprechen, denn schließlich munkelt man, dass der Donauwalzer die heimliche Hymne Österreichs sei. Besonders bei Tanzbegeisterten ist sie beliebt, wenn man sich beschwingt im Dreivierteltakt im Kreis drehen und sich einem Zauber hingeben kann. Und das, obwohl der Donauwalzer früher sogar gefürchtet war.
Erfindung des Teufels
Komponiert wurde der Donauwalzer im Jahre 1866 von Johann Strauss (Sohn), am 15. Februar 1867 wurde er erstmals in einer eigenen Fassung im Wiener Dianabad uraufgeführt. Im 16. Jahrhundert war nicht daran zu denken, dass im Dreivierteltakt eng miteinander getanzt wurde – Martin Luther (1483-1546) prangerte etwa an, dass „unordentliche Begierden“ ausgelebt werden würden. Und auch die weltliche Behörde wetterte:
Dass ein jeder, wes Standes er sei [...], sich dem Übermäßigen Herumschwingen und Verdrehen von Frauen gänzlich enthalten soll.
Die alles trug sich Mitte des 16. Jahrhunderts zu, als der Begriff Walzer noch nicht gebräuchlich war, obwohl seine Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Denn schon damals amüsierte man sich im Alpenraum tanzend im Dreivierteltakt. Begriffe wie Ländler, Plattler, Langaus, Dreher oder Deutscher wurden verwendet – der Rhythmus und die Schrittfolge waren jedoch immer gleich. Wenn man im Dreivierteltakt das Tanzbein schwang, musste man sich gewahr sein, dass dies zu regelrechtem Entsetzen bei der Obrigkeit führte und man für diesen Spaß mancherorts mit Geldbußen rechnen musste oder gar im Gefängnis landete.
Nächstes Jahr feiert Johann Strauß seinen 200. Geburtstag - und wirbelt damit die gesamte Stadt Wien auf. Die Heimatstadt des Komponisten wird zu einem bewegten Klangraum in dem sich in Theatern, Konzerthäusern, Museen, Tanzsälen und öffentlichen Plätzen alles um die Kunst dreht.
Nähere Infos unter: www.johannstrauss2025.at
Die Entstehung des Begriffes Walzer
Am Beginn der Romantik – Ende des 18. Jahrhunderts – erlangte der Walzer dann seinen Durchbruch: Das Volk tanzte mit Leidenschaft im Dreivierteltakt. In musikalischen Schriften aus der Zeit findet sich das Wort „Wals“, wann tatsächlich erstmals die Rede vom Walzer war, ist ungewiss.
Friedrich Schiller soll zumindest einer der Ersten gewesen sein, der 1781 in seiner Ballade „Eberhard der Greiner“ den Begriff „Walzer“ verwendet haben soll. Vier Jahrzehnte später – in Jahre 1821 – setzte Carl Maria von Weber einen weiteren Meilenstein zur Entwicklung des Walzers: In der Oper „Der Freischütz“ schuf er mit der Komposition „Aufforderung zum Tanz“ eine Walzermelodie, die so viel Anklang fand, dass sich Tonkünstler dieser Zeit ebenfalls daran versuchten. Selbst Ludwig van Beethoven und Franz Schubert komponierten zahlreiche, wenn auch einfacher gestrickte, Walzer. Es bedurfte allerdings erst dem musikalischen Einsatz von Johann Strauss dem Jüngeren, der mit Hilfe seines Bruders Josef von Carl Michael Ziehrer, dem Walzer im 19. Jahrhundert zur Hochblüte verhalf.
Vor Kritik war der Walzer jedoch auch zu seiner Hochzeit nicht gefeit: Frédéric Chopin lästerte über seine Walzer-affinen Komponistenkollegen und sprach von einem „verdorbenen Geschmack des Wiener Publikums.“
Die Geschichte des Donauwalzers
Aber trotz kritischer Worte – die Leute – allen voran die Wiener Gesellschaft – wussten schon was gut ist und himmelten Johann Strauss als Walzerkönig an. Wenig überraschend also, dass der Starkomponist heillos überarbeitet war und seine Aufträge oft in letzter Minute erledigte. So auch „An der schönen blauen Donau“ – den Donauwalzer. Er hatte diesen dem Wiener Männergesang-Verein für ihr traditionelles Faschingsfest, den sogenannten Narrenabend, versprochen. Als sich das Jahr 1866 dem Ende zu neigte, hatte er noch immer keine Note geschrieben – die Zeit bis zur geplanten Uraufführung am 15. Februar 1867 raste dahin.
Während bei anderen vielleicht die Nerven blank liegen würden, lief Johann Strauss zur Höchstform auf und lieferte sein Werk pünktlich ab. Die Uraufführung des Donauwalzers anlässlich des Narrenabends des Wiener Männergesangs-Vereins war ein voller Erfolg – Publikum und Kritiker waren begeistert. Noch heute ist er Standardprogramm beim Neujahrskonzert und bei Tanzveranstaltungen beliebt. Doch nicht nur das: die charakteristische Tonfolge klingt auch jeden Abend in zahlreichen Haushalten kurz an – und zwar als Kennmelodie in der ORF-Nachrichtensendung „Zeit im Bild“.