Viel Salz: Immunsystem kommt aus dem Lot
Hoher Salzkonsum wirkt nicht nur auf den Blutdruck. Neue Untersuchungen zeigen, dass er auch das Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringen kann. Deutsche Forscher (Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und Charité, Berlin) konnten nachweisen, dass zu viel Salz in der Nahrung eine bestimmte Gruppe von Fresszellen (Makrophagen) des Immunsystems schwächt. Ihre Aufgabe ist es unter anderem, Entzündungen im Körper zu bekämpfen.
Gleichzeitig zeigt eine neue US-Studie, dass auch andere Immunzellen (regulatorische T-Zellen), die ebenfalls gegen Entzündungen wirken, bei hohem Salzkonsum nicht mehr so funktionieren, wie sie sollten.
Kein Widerspruch
Dass im Frühjahr eine Studie mit Mäusen einen scheinbar gegenteiligen Effekt zeigte – hoher Salzkonsum brachte das Immunsystem auf Trab und ließ bakterielle Infektionen schneller heilen – sei kein Widerspruch, betont Müller: "Bei bakteriellen Infektionen können scharfe Immunzellen gut sein, aber im normalen Zustand können dadurch gesunde Zellen gefährdet werden." Denn die aggressiven, entzündungstreibenden Zellen werden nicht mehr gebremst, Entzündungen damit weiter begünstigt. Die Immunsystem-Waage gerät ins Ungleichgewicht. "Möglicherweise fördert erhöhter Salzkonsum deshalb die Entstehung von Autoimmunerkrankungen."
Doch der Wissenschaftler betont, dass man mit dem Salzkonsum "zwar sehr schnell in der Höhe ist, es in Europa aber schwierig ist, zu wenig aufzunehmen: Mit jeder Scheibe Brot nehmen Sie Salz zu sich. Mit einer Tiefkühlpizza verdoppeln Sie Ihre tägliche Salzaufnahme – dessen sind sich viele nicht bewusst. Und sogar in Cornflakes ist Salz – da denkt man sich: Was soll denn das?"