Beziehungsglück: Frauen haben sich vom Pandemie-Schock nicht erholt
Die Corona-Pandemie hat Beziehungen auf die Probe gestellt. Darunter gelitten haben vor allem Frauen, wie eine neue Analyse von Daten des Deutschen Alterssurveys zeigt. Der Deutsche Alterssurvey ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen, die 40 Jahre oder älter sind.
Untersucht wurde, wie Menschen in der zweiten Lebenshälfte die Qualität ihrer Partnerschaft einschätzen – sowohl vor als auch nach Beginn der Corona-Pandemie. Verglichen werden konnten die Angaben aus dem Jahr 2017, dem Sommer 2020 und dem Winter 2020/21.
Geschlechterunterschiede
Zunächst zeigte sich wenig überraschend, dass viele Menschen die Partnerschaftsqualität im Sommer 2020, also wenige Monate nach Ausbruch der Corona-Pandemie, kritischer als vor der Pandemie bewerteten. Erklären lässt sich das durch wirtschaftliche (z. B. Arbeitsplatzverlust oder Kurzarbeit), familiäre (z. B. eingeschränktes Kinderbetreuungsangebot) oder soziale Belastungen (z. B. durch Kontaktbeschränkungen). Die dennoch hohe Belastbarkeit von Partnerschaften zeigt sich aber darin, dass bereits im Winter 2020/21 der Anteil von Personen, die von einer (sehr) guten Partnerschaftsqualität berichten, fast wieder auf dem Niveau von 2017 lag.
Bei der Analyse fiel allerdings auf, dass Frauen ihre Partnerschaftsqualität bereits vor der Pandemie weniger gut einstuften als Männer und sich dieser Trend zu Beginn der Pandemie weiter verschärfte: Während 88,1 Prozent der Männer ihre Partnerschaft im Sommer 2020 als gut oder sehr gut bewerteten, gilt dies nur für 80,8 Prozent der Frauen.
Damit nicht genug: Im Winter 2020/21 näherte sich die Bewertung der eigenen Paarbeziehung bei Männern wieder stärker dem Vor-Pandemie-Niveau an als bei Frauen. Während 95,0 Prozent der Männer die eigene Partnerschaft wieder positiv betrachteten, kamen nur 90,7 Prozent der Frauen zu einem guten oder sehr guten Partnerschaftsurteil.
Unglücklich durch Ungleichheiten
Denkbar sei laut den Forschenden, dass eine Tendenz zur Retraditionalisierung der Geschlechterrollen, die in Zusammenhang mit der Pandemie häufig diskutiert wurde, ursächlich für die hohen Unzufriedenheitsraten sein könnte. In der Krise verschärfte sich die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern: Frauen reduzieren häufiger ihre Arbeitszeit, ihr Anteil an der Sorgearbeit nimmt noch weiter zu. Der gestiegene Bedarf an Care-Arbeit, weil Kindergärten und Schulen geschlossen wurden und es zeitweise Einschränkungen in der stationären und ambulanten Pflege gab, wurde stärker von Frauen als von Männern erfüllt.
Dies dürfte auch zum Auseinanderdriften der wahrgenommenen Partnerschaftsqualität beigetragen haben, das über den ersten Pandemie-Schock hinausgeht.