Funktioniert der Sperma-Test für den Mann?
Seit 31. Jänner wird der Yo Sperm Test weltweit ausgeliefert (kurier.at berichtete). Mit dem App-basierten Gerät können Männer ihre Fruchtbarkeit zuhause selbst testen. Das Neue daran: Die Ergebnisse der Ejakulatsprüfung sind erstmals differenzierter als bei vergleichbaren Produkten. Testverfahren wie Fertiquick oder Produkte aus der Apotheke konnten bisher die Spermienkonzentration im Ejakulat, nicht aber die Mobilität der Spermien bewerten. Letzteres ist neben der Dichte und dem Aussehen der Spermien ein wichtiges Fruchtbarkeitsmerkmal.
Dr. Mathias Brunbauer, Leiter der Kinderwunschklinik Wien, bewertete den Test im Interview mit kurier.at vor einigen Wochen positiv. "Ich kenne kein Produkt dieser Art, finde es aber wirklich toll, weil es so praxisorientiert ist", so Brunbauer. Sinnvoll findet der Mediziner derartige Selbsttests vor allem im Hinblick auf die Hemmschwelle und Scham, die für Männer mit einem Besuch beim Fruchtbarkeitsexperten verbunden ist. Die Validität, also die Messgenauigkeit des Gerätes, müsste man jedoch prüfen.
Praxisnah und messgenau?
Genau das ist nun geschehen. Um die Technologie des Gadgets und das Gerät an sich zu testen, wurde parallel zur Auswertung einer anonymen Spermaprobe via App auch ein Spermiogramm im Labor der Wiener Kinderwunschklinik angefertigt.
Gleich vorweg: Der Spermatest für den Mann funktioniert, liefert jedoch – wenig überraschend – nicht annähernd so differenzierte Ergebnisse wie das vom Experten erstellte Spermiogramm.
Im gesamten Produkttest überraschte die Gerätschaft, die aus einem Test-Kit (Becher für die Spermaprobe, Objektträger, Plastikpipette und Pulver, das die Spermien verflüssigt) und einer downloadbaren App besteht, durch einfache Handhabung und eine umfassende, verständliche Anleitung. Der Mikroskop-Aufsatz fürs Handy (derzeit nur mit iPhones oder Samsung-Smartphones kompatibel) wirkt hochwertig.
Doch wie genau misst der Yo Sperm Test und stimmt das Ergebnis mit dem professionellen Spermiogramm überein?
Schwellwert als Parameter
Für die Fruchtbarkeitsanalyse zieht das Programm den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierten Schwellwert für die Bewertung der Spermien-Beweglichkeit heran. Der MSC-Wert (MSC - Motile Sperm Concentration) misst die Anzahl beweglicher Spermien pro Milliliter Ejakulat. Liegt dieser Wert über sechs Millionen wird die Probe als im normalen Fruchtbarkeitsbereich liegend bewertet. Liegt er darunter, wird eine verminderte Fruchtbarkeit angezeigt.
Auch herkömmliche Spermiogramme ziehen den WHO-Wert zur Bewertung heran, allerdings wertet ein im Labor angefertigter Test die Probe weitaus detaillierter aus. So werden die Spermien je nach Beweglichkeit in unterschiedliche Kategorien eingeteilt, auch das Aussehen der Spermien wird beurteilt.
Das sagt der Experte
"Die Kernaussage ist richtig, interessant wäre es natürlich den Test in Grenzfällen anzuwenden", befindet Brunbauer nach dem Vergleichstest. Das ausgespielte Video sowie die Analyse könne man als Mann durchaus dem Urologen zeigen, um eine erste Einschätzung zu erfahren. Die Struktur und Form der Spermien könne der Spermatest jedoch nicht erfassen. Diese kann jedoch neben Dichte und Beweglichkeit ebenfalls ausschlaggeben für die Fruchtbarkeit sein.