Leben/Gesellschaft

Wie Eltern Ihre Kindern vor Süchten schützen können

Die Verlockungen für junge Menschen sind vielfältiger denn je: Heute können nicht nur Alkohol, Nikotin und illegale Drogen junge Menschen in die Abhängigkeit treiben, sondern auch Computer oder Glücksspiele. Wie Eltern ihre Kinder schützen können, damit befasst sich eine Tagung am kommenden Freitag in Linz (siehe Kasten).

Für Peter Eberle von der Suchtpräventionsstelle pro mente ist vor allem die Kommunikation mit dem Kind wichtig: "Bleiben Sie im Gespräch. Reden Sie mit Ihrem Kind und hören Sie auf das, was es zu sagen hat. Das ist der erste Schritt, um vor einer Sucht zu bewahren." Zudem sei es wichtig, das Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken. "Junge Menschen, die ihre eigenen Stärken kennen, und die erleben, dass sie etwas erreichen und schaffen können, laufen selten Gefahr, süchtig zu werden."

Kontrolle installieren

Reden allein genügt allerdings nicht: "Es braucht auch Kontrolle. Verabreden Sie zum Beispiel eine genauen Zeitrahmen, wie lange Ihr Kind vor dem Bildschirm sitzen darf. So gewöhnt es sich von Anfang an daran, dass das Spiel zeitlich begrenzt ist. Es gibt eigene Programme, die die Dauer der PC-Nutzung aufzeichnen." Immerhin vier Prozent aller Jugendlichen sind nach einer deutschen Studie onlinesüchtig. "Offiziell als Krankheit anerkannt ist die Computersucht zwar nicht, aber die Symptome sind die gleichen wie bei anderen Süchten", sagt Eberle (siehe Grafik). "Das Leben der Betroffenen dreht sich nur noch um die eine Sache."

Die Symptome sind ähnlich, die Gefahren jeder Sucht unterschiedlich – berichtet Eberle aus der Praxis. "Heikel wird’s, wenn ein junger Mensch nur noch vor dem PC sitzt, zu wenig schläft und sich falsch ernährt – manchmal isst er gar nichts."

Nikotin macht besonders schnell – innerhalb von vier bis fünf Monaten – abhängig. Ob ein Kind raucht oder nicht, hängt sehr von der Einstellung der Eltern zur Zigarette ab: "Sind diese selber Raucher und vermitteln, dass das eine Sucht ist, von der sie loskommen wollen, so hat das eine hohe präventive Wirkung", sagt Eberle. Die Gefahr beim Alkohol: Er verleitet Jugendliche zu riskantem Verhalten. Verkehrsunfälle und ungewollte Schwangerschaften sind die Folge.

Leistungsdruck

Ein weiteres Phänomen beobachtet Thomas Schwarzenbrunner, oö. Drogenkoordinator: "Junge Menschen stehen heute sehr unter Leistungsdruck. Gleichzeitig sind immer mehr Menschen bereit, ihre Leistungsfähigkeit mit psychoaktiven Substanzen zu steigern – von Modafinil über Ritalin bis hin zu Methamphetamin reicht die Palette."

Thomas Schwarzenbrunner nimmt hier die Eltern in die Pflicht: "Geben Sie Kindern keine Beruhigungsmittel, auch keine scheinbar harmlosen wie Baldrian oder Globuli. Denn so lernt das Kind, dass es mit einer Pille seine Leistung verbessern kann. In der Folge steigern sich Frequenz und die Dosis der Tabletten." Besonders gefährlich seien Methamphetamine: "Sie wirken 6 bis 30 Stunden und unterdrücken in dieser Zeit Schlafbedürfnis, Hunger und Durst – mit Folgen für die Gesundheit, etwa Dehydrierung. Auch die Psyche leidet: Paranoia, Selbstüberschätzung bis zum Größenwahn und Aggressionen sind möglich."

Alle Inhalte anzeigen