So böse Nachrichten kommen aus dem Netz
„Momo“ hat ein unheimliches Gesicht und eine noch bedrohlichere Nachricht, die plötzlich auf dem Handy zu sehen ist: „Hallo, ich bin Momo und bin vor drei Jahren verstorben. Wenn du nicht willst, dass ich heute Abend um 0 Uhr in deinem Zimmer stehe, sende diese Nachricht an 15 Kontakte weiter.“
Der Kettenbrief sorgt weltweit in Kinderzimmern für Aufregung, weil viele junge Empfänger die Nachricht in ihrer Angst an Freunde weiterschickten, weiß Barbara Buchegger von Safer Internet. Regelmäßig landen bei ihr neue Meldungen. Vor „Momo“ waren es die Killer-Clowns. „Viele dieser Geschichten haben eine lange Tradition, die schon vor dem Internet begonnen hat. Damals hat man sie eben als Briefe auf Papier weitergeleitet“, so die Expertin.
Nicht alle Kettenbriefe sind böse: „Wir haben in Schulen Nachrichten gefunden, die fast sicher von anderen Kindern in Österreich erfunden wurden, und eher witzig waren. Sie wollten wissen, wie weit sie sich verbreiten.“ Die digitalen Medien sorgen für eine Verschärfung von Kettenbriefen, betont sie: „Erstens bekommen die Kinder enorm viel Information und es ist heute leichter, eine Nachricht an zehn andere weiterzuleiten.“
Mediencoach Iren Schulz von der Initiative „Schau Hin – Was Dein Kind mit Medien macht“ nennt noch einen Aspekt, der die moderne „Momo“ von den früheren Briefen unterscheidet: „Es ängstigt junge Menschen auch deshalb, weil die Kommunikation mit dem Smartphone etwa über WhatsApp eine Nähe und Unmittelbarkeit zwischen Sender und Empfänger erzeugt.“
Auch die Uhrzeit ist ein Faktor, warnt Buchegger: „Viele Kinder sind am Abend in ihrem Zimmer noch aktiv in den Sozialen Medien. Man würde nicht glauben, wie oft die Nachrichtentöne auch bei jungen Kindern spät klingeln. Wenn knapp vor dem Schlafengehen so eine Droh-Nachricht ankommt, sind Kinder umso mehr belastet. Das gilt übrigens auch für Gemeines aus dem Freundeskreis“
Gleich besprechen
Da ist es ihr lieber, wenn sie während des Tages kommen, wie sie es in der Schule ihrer Tochter erlebt hat: „Die Kinder sind ins Direktorat oder zu ihren Lehrern gegangen und haben ihnen die Kettenbriefe gezeigt. So konnte die Schule das Thema gleich aufgreifen und den Kindern die Angst nehmen. Außerdem haben wir als Safer Internet die Gelegenheit genützt und den ganzen Themenbereich nachbearbeitet und mit den Kindern darüber geredet. Wegen des Anlassfalls waren sie sehr interessiert.“
Es kann aber auch anders ausgehen: In Argentinien wurde ein 12-jähriges Mädchen von „Momo“ kontaktiert, und tauschte Nachrichten aus, bis die Person – die Polizei verdächtigte eine 18-Jährige – zum Selbstmord aufforderte. Die Schülerin erhängte sich im Garten ihrer Eltern. Noch schlimmer lief es mit der „Blue-Whale-Challenge“. 50 Tage lang sollten die Adressaten Aufgaben erfüllen, etwa einen Wal in die Haut einritzen. Der Abschluss war ein Selbstmord: In Russland wurden zwei Anstifter verurteilt. Die kolportierten 130 Selbstmorde wurden nicht nachgewiesen . Diese Meldung war selbst Fake.