Welche Pflanzen innen am besten wachsen
Von Axel Halbhuber
Bei genauer Überlegung sind Zimmerpflanzen sonderbar. Der Mensch entnimmt der Natur Gewächse, oft von weit weit weg, bevorzugt sind Tropen und Subtropen. Dann hält er sie als Solitär im Topf, es fehlt ihr an Umgebung und am perfekten Boden. Damit sie trotzdem überlebt, imitiert der Mensch das alles, stellt sie also auf das Fensterbrett oder nicht und versucht zu verstehen, was ein pH-Wert im Substrat ist. Er hält sie trocken oder feucht und füttert Nährstoffe. Gelingt die Übung, rühmt er sich damit, dass bei ihm in Floridsdorf etwas gedeiht, das im Dschungel sowieso wuchert.
Es gibt Theorien, dass es dabei um Naturnähe geht, die der zivilisatorische Mensch vermisst. Oder, dass Pflanzen noch immer Statusobjekte sind – nach den großen botanischen Expeditionen waren sie im 19. Jahrhundert dem Adel vorbehalten. Viele beschwören einfach das gute Wohnklima, das sie bescheren.
Wichtiger als das Warum ist ohnehin das Wie. Zimmerpflanzen sind Sonderfälle in der Botanik und keiner will, dass sie vergammeln. Das erreicht man etwa bei der beliebten Kalanchoe durch mäßige Wassergabe. Wie alle sukkulenten Pflanzen ist sie sehr genügsam und braucht im Winter nur alle vierzehn Tage einen Guss. Generell ist das „Flammendes Käthchen“ sehr umgänglich, die Temperatur darf irgendwo zwischen zehn und fünfundzwanzig Grad liegen, direkte Sonne ist okay, nur dunkel soll der Standort nicht sein. Und: Sie blüht, in vielen Farben. Wer die bei uns handelsüblichen Rot- und Orangetöne satthat, kann im Internet aus nahezu allen Farben wählen (z. B. auf www.kalanchoe.nl/de). Auch sehr blühfreudig sind die nach Bergen in Tansania benannten Usambara-Veilchen mit den pelzigen Blättern. Die sollten im Winter auch wenig gegossen werden, dürfen aber nie nie nie austrocknen.
Für das Bad
Die exotischste Blüte in den meisten Wohnzimmern ist die Anthurie („Flamingoblume“). An dem Aronstabgewächs mit den herzförmigen, lackiert wirkenden Hochblättern und phallischen Blütenkolben sieht man, was uns die Natur lehrt: Daheim in Amerika wächst sie unter dem dichten Blätterdach des Regenwalds, mag also auch bei uns keine Sonne. Damit ist sie eine der wenigen, die in der Raummitte oder, huch!, sogar im Eck gedeihen (etwas Licht muss aber schon sein). Oder im Badezimmer (wo auch der sehr dekorative Doppelhüllenfarn Didymochlaena truncatula hinpasst), denn hohe Luftfeuchtigkeit stresst sie nicht, sondern gefällt ihr (wie der berühmten Monstera, „Fensterblatt“). Nur Zugluft sollte man vermeiden. Im Winter nur einmal pro Woche gießen und im Bestfall gelegentlich besprühen (Tropengefühl). Wie die Kalanchoe gibt es die Flamingoblume in mehr Farben als dem typischen Rot (www.anthuriuminfo.com).
Für richtig dunkle Räume eignet sich das ähnlich wirkende Spathiphyllum („Einblatt“). Der Südamerikaner mag aber deutlich mehr Wasser, er kommt aus dem Sumpf und verzeiht patscherten Gießern Staunässe im Topf. Auch für dunkle Räume geeignet: Grünlilie, Bogenhanf und Kentia-Palme (Howea).
Wer wenig Platz hat, könnte einen kletternden Efeu (braucht wenig Licht und Wasser) nehmen oder eine hochwachsende Ficus-Sorte – und den Stamm unten entblättern.