Von der Uni in den Kindergarten
Von Ute Brühl
Genau 17 Jahre hat Monika Riha gekämpft. Mit vielen Elementarpädagogen hatte die Geschäftsführerin von Kinder in Wien (KIWI) ein gemeinsames Ziel: Für Kindergärtnerinnen und Kindergärtner soll es zukünftig auch eine akademische Ausbildung geben. "Immer wieder hat man mir gesagt, warum das nicht geht", erinnert sie sich.
Bei KIWI hat man nicht gewartet, bis die Politik die entscheidenden Weichen stellt. Die private Kindergartenträgerorganisation bildet nun erstmals in Österreich Elementarpädagogen auf akademischem Niveau aus – in Kooperation mit der deutschen Uni Koblenz, die damit schon seit zehn Jahren Erfahrung hat.
Um das neue Projekt vorzustellen, kam eigens Günter Friesenhahn, Erziehungswissenschaftler und Dekan der Uni Koblenz, angereist. Dort ist das Studium – wie jetzt auch in Wien – eine duale Ausbildung. Die zukünftigen Studenten werden in Teilzeit in Kindergärten arbeiten. Das Studium erfolgt über Online-Seminare oder geblockt in Wien: Dazu kommen Professoren aus Koblenz nach Österreich.
Meilenstein
Für Christine Marek, KIWI-Vorsitzende und ehemalige Familienstaatssekretärin, leistet der Verein mit diesem Schritt wahrlich Pionierarbeit.
Großes Lob für diesen Schritt kommt auch vom Genetiker Markus Hengstschläger: "Solche Eigeninitiativen sind notwendig, damit in Österreich bildungspolitisch etwas weitergeht."
Denn für den Wirtschaftsstandort Österreich sei es besonders wichtig, dass kein Talent verloren gehe: "Den Elementarpädagogen kommt dabei die bedeutendste Rolle zu. Sie können die Talente bereits sehr früh entdecken und auch fördern. Deshalb sind sie die wichtigsten Personen im Bildungssystem und brauchen eine entsprechend fundierte Ausbildung."
Aber leider: Das Image der Kindergärtnerinnen ist ein völlig anderes. "Bei uns gilt: Je älter ein Kind ist, desto höher ist das Ansehen des Pädagogen und sein Gehalt sowie seine Ausbildung. Dabei sollte es gerade umgekehrt sein", ist Hengstschläger überzeugt.
Das Studium werde dazu führen, dass in den Kindergärten professioneller gearbeitet wird. "Das zeigen unsere Studien deutlich", sagt der deutsche Professor Friesenhahn. Und die Kinder hätten ein Recht darauf, möglichst optimal gefördert zu werden: "Bildung ist ein Privileg für alle. Von Anfang an."
Angst nehmen
Das Gleiche wünscht sich Monika Riha auch für Österreich. Aber nicht nur das: "Ich will die Angst nehmen, dass die Professionalisierung dazu führt, dass der Kindergarten teurer wird." Denn auch bereits jetzt arbeiten bei KIWI Akademiker. "Doch alle bekommen das gleiche Anfangsgehalt, nämlich 2050 Euro im Monat."
Für Leiterinnen von Kindergärten gibt es übrigens in Österreich seit Kurzem die Möglichkeit, sich an der Uni oder der Fachhochschule weiterzubilden.
Der Weg zum Bachelor
Aufnahme: Jeder, der eine Studien- berechtigung hat, kann sich bis 26. Mai bei KIWI um einen Studienplatz bewerben.
Am 16. und 17. Juni läuft das Auswahlverfahren. Von allen Kandidaten erhalten 37 einen Ausbildungsplatz. Bewerbungen unter www.kinderinwien.at
Kosten: Die Studiengebühren pro Semester betragen 363 Euro plus Materialkosten von 200 Euro.
Studium: Die Ausbildung startet im September und dauert sieben Semester. Absolventen haben den „Bachelor of Arts: Bildung und Erziehung“ (Babe+). Sie sind berechtigt, im Anschluss den Master zu machen.
KIWI: Absolventinnen und Absolventen müssen sich verpflichten, mindestens drei bis fünf Jahre als Pädagogen in KIWI-Kindergärten zu arbeiten.