Leben/Gesellschaft

Umsiedeln oder vergiften? Was man gegen Wespen tun kann

Martin Stoick ist sich noch nicht sicher. Ein besonders intensives Wespenjahr? „Das glaube ich eher nicht. Da sollten wir noch beobachten, wie sich das Wetter weiter entwickelt“, sagt der Oberfeuerwehrmann, der zehn Jahre lang das Imkerfahrzeug der Berufsfeuerwehr Wien fuhr und unzählige Insekteneinsätze leitete. Überhaupt gebe es immer natürliche Schwankungen in der Wespenpopulation.

Das hängt von mehr Faktoren ab. Durch das schöne Wetter bedingte schwere Gewitter und Regenfälle können das Wespenaufkommen sogar negativ beeinflussten, erklärt der Insekten-Kenner Stoick von bee-safe.at und räumt mit einigen Vorurteilen auf: „ Wespen sind von Natur aus keine aggressiven Lebewesen.“ Richtig sei aber, dass sie die menschliche Nähe suchen, um an unsere Nahrungsmittel zu kommen.

Eiweiß, beispielsweise aus Fleischprodukten, leistet gute Dienste bei der Aufzucht ihrer Larven. Kohlenhydrate, also Brot, Zucker oder auch Alkohol, sind Energie-Lieferanten für sie selbst.

Wespen loszuwerden sei „eigentlich sehr einfach“, sagt der Berufsfeuerwehrmann: „Sie sind territoriale Lebewesen. Das heißt, sie meiden die Gebiete anderer Wespenvölker.“ Wer einen Wespennest-Nachbau (unter dem Namen „Wespenschreck“ günstig zu erstehen) in den Garten zum Esstisch hängt, hat gute Chancen, dass die Insekten aus Angst, in das Gebiet von Artgenossen einzudringen, fernbleiben.

Keine Sprays

Wer schon Wespen als Untermieter hat, sollte die Finger von giftigen und hochentzündlichen Sprays lassen. Sie enthalten neben giftigen Wirkstoffen auch hochentzündliche Gase wie Propan und Butan. Darum rät die Umweltberatung vor Selbstversuchen mit Insektensprays dringend ab. „Schon so mancher Dachstuhl ist aufgrund der Wespenbekämpfung durch Privatpersonen in Flammen aufgegangen“, sagt der Ökotoxikologe Harald Brugger von der Umweltberatung.

Auch Wespenfallen-Bauanleitungen aus dem Internet mit Lockmitteln wie Essig, Bier oder Säften und Spülmittel sieht er kritisch: Sie versprechen, ohne Gift gegen Wespen wirksam zu sein. In Wahrheit werden aber nur einzelne Tiere gefangen und das reicht nie aus, um das Volk tatsächlich zu dezimieren. Je Wespenvolk sind mehrere Tausend Tiere im Nest. „Als Alternative zur Vernichtung besteht auch für Wespennester immer die Möglichkeit eines Umzuges“, appelliert der leidenschaftliche Insektenschützer Stoick.

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Verwandtschaft

Auch bei Hornissen sei das Umsiedeln der Nester das Mittel der Wahl. Was viele nicht wissen: Hornissen gehören ebenfalls zur Familie der Wespen und sind in großen Teilen Österreichs geschützt. „Feuerwehren, die zu einem Insekteneinsatz mit Hornissen gerufen werden, dürfen sie also nicht einfach so vernichten“, erklärt Stoick. Auch weil die Feuerwehr sonst dem Schädlingsbekämpfer in die Quere kommen würde. „Die Nester müssen professionell umgesiedelt werden.“ Das ganze Nest samt Brut kommt in einen sogenannten Umsiedlungskasten und wird mindestens fünf Kilometer weit weg gebracht – zum Beispiel in einen Wald.

„Kollegen übersiedeln die Hornissen-Nester auch gerne auf das eigene Grundstück, weil ihr Garten dann frei von geflügelten Quälgeistern wie Gelsen oder Mücken bleibt.“

Hornissen sind also ebenso wie Hummeln, Bienen und Wespen überaus nützlich, Ängste und Vorurteilen daher völlig unangebracht: „Es ist einfach nur eine Schauergeschichte, dass das Gift von sieben Hornissen ausreicht, ein Pferd zu töten und drei Stiche einen ausgewachsenen Menschen komplett erledigen“, sagt Insekten-Kenner Stoick. Hornissengift ist sogar schwächer als das der Honigbiene. Bei gesunden Menschen, egal ob Kind oder Erwachsener, seien ein paar Hornissenstiche also kein Problem. „Schmerzhaft ist es halt, aber nicht tödlich.“www.bee-safe.at