Leben/Gesellschaft

Transgender-Bub muss mit Mädchen ringen und gewinnt

Der 17-jährige Mack Beggs hat in Texas bei einem Ringer-Wettbewerb gewonnen – bei den Mädchen. Beggs wurde als Mädchen geboren, fühlt und lebt aber wie ein Junge. Die Familie von Mack Beggs sagt, dass der 17-Jährige lieber gegen männliche Konkurrenten antreten würde. Doch den Regeln nach bestimmt das Geschlecht in der Geburtsurkunde, in welchem Wettbewerb die Sportler teilnehmen dürfen. Erlassen wurde diese Bestimmung vergangenes Jahr von der University Interscholastic League (UIL), die den High School Sport in Texas managt.

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Ungerechter Wettbewerbsvorteil?

Auf seinem Weg von Frau zu Mann nimmt Beggs seit 2015 Testosteron. Kritische Stimmen, dass ihm das einen ungerechten Vorteil beim Ringen verschaffen würde, wurden bereits im Vorfeld des Wettkampfes laut. Manche Sportlerinnen gaben sogar schon vor dem Kampf gegen Beggs auf und traten gar nicht erst gegen ihn an.

"Sie steht hier mit erhobenem Kopf als wäre sie die Gewinnerin. Sie gewinnt nicht. Sie schummelt", sagte Patti Overstreet, die Mutter einer Ringerin, laut einem Bericht in der Washington Post über Beggs. "Es ist nicht das Gleiche. Es wird niemals das Gleiche sein."

James Baudhuin, Anwalt und ebenfalls Vater einer Ringerin, hat die UIL für Beggs Teilnahme bei den Mädchen-Wettkämpfen geklagt. Jedoch ohne Erfolg. Der Staat erlaubt den Einsatz von Steroiden, wenn diese aus stichhaltigen medizinischen Gründen eingenommen werden.

Zwiegespaltene Situation

Baudhuins Tochter ist bereits gegen Beggs im Ringen antreten und war, zumindest vor der Klage, auch mit ihm befreundet. Baudhuin selbst ist der schmale Grat, auf dem er sich bewegt, bewusst. Einerseits hatte er einen Antrag gestellt, dass Beggs davon abgehalten werden soll, an Wettkämpfen teilzunehmen während er Testosteron nimmt. Andererseits würde er Beggs nichtsdestotrotz weiterhin auf der Matte anfeuern.

"Die 16 Mädchen in Beggs Gruppe wurden in einer sehr, sehr ungerechte Situation gebracht, von den Erwachsenen", sagte Baudhuin zur Washington Post. "Für mich handelt es sich dabei um ein erbärmliches Verfehlen von Führung und Verantwortlichkeit jener Menschen, die Sport in Texas regulieren. Im Fall von Mack verhalten sie sich falsch, nicht nur gegenüber den anderen 15 Mädchen in der Gruppe, sondern auch gegenüber all den anderen Mädchen, die das Jahr über gegen sie angetreten sind", sagte Baudhuin zur Washington Post. Er verwendet für Mack noch immer das weibliche Pronomen, weil er Probleme hat, die ehemalige Freundin der Tochter als Jungen zu sehen.

Trump gegen Transgender-Rechte

Die Debatte rund um Transgender-Personen ist jedenfalls in einer angespannten Lage aufgekommen. Erst vergangene Woche hat der US-Präsident Donald Trump Rechte für Transgender gestrichen (mehr dazu hier). Die Regelung Obamas aus dem Mai 2016 hatte es Transgender-Personen freigestellt, welche Toiletten und Umkleideräume sie in staatlichen Schulen und Universitäten benutzen. Mit einem präsidialen Erlass ließ Trump die ebenfalls per Dekret verfügte Freizügigkeit für Transgender wieder aufheben.

Als Beggs nach seinem Sieg die Medaille entgegen nahm, sagte dieser: "Ohne meine Teammitglieder wäre ich heute nicht hier. Das ist es, was im Scheinwerferlicht stehen sollte. Die harte Arbeit, die ich mit ihnen an meiner Seite im Trainingsraum geleistet habe. Wir haben jeden Tag trainiert, jeden Tag, das sollte im Mittelpunkt stehen, nicht ich."

Interview mit Beggs nach seinem Sieg:

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