Leben/Gesellschaft

Große Fortschritte durch kleine Einschnitte

Es begann mit einem Hund: 1901 führte der deutsche Internist Georg Kelling die erste Bauchspiegelung (Laparoskopie) in der Geschichte der Knopflochchirurgie durch – am besten Freund des Menschen. Neun Jahre später wurde die minimalinvasive Technik in der Humanmedizin eingeführt und zum heutigen Standard entwickelt.

Tiere mussten warten. Erst 1975 wurde der Eingriff über drei winzige Löcher in Wien an einem Pferd erprobt. Heute sind unter den Heimtieren vor allem Hunde Nutznießer der schonenden Operationsmethode. "In der Veterinärmedizin wird die Laparoskopie noch nicht in allen Bereichen eingesetzt, aber die Anwendungsgebiete nehmen zu", sagt Katharina Reitl aus dem KURIER-Tiercoach-Team. Der Zoodoc kennt die Vor- und Nachteile der Knopflochchirurgie aus der Tierärztlichen Ordination Tiergarten Schönbrunn.

Schnelle Wundheilung

Eine Eintrittsöffnung für die Kamera zur Orientierung, ein bis zwei Löcher für die Instrumente, mit denen geschnitten, gestanzt, getastet oder geklemmt wird: Die Schnitte dafür sind maximal einen Zentimeter lang. Muss nicht der ganze Bauchraum aufgemacht werden, verkürzt sich die Dauer der Operation und damit die Phase der Narkose. Es gibt fast keinen Blutverlust, bei der Wundheilung deutlich weniger Schmerzen und kleinere Narben. Aufwendige Verbände bzw. eine Halskrause sind überflüssig. "Tiere lassen sich nicht ins Bett zwingen", hebt die Expertin einen Vorteil hervor.

Ein Nachteil ist der Preis für den großen Aufwand. Die Geräte und das Team müssen bezahlt werden. Das treibt die Spesen für eine OP um mehr als die Hälfte in die Höhe. "Die Beratung beim Tierarzt, der beide Methoden anbietet, ist sinnvoll. So kann für jeden die maßgeschneiderte Lösung gefunden werden", sagt der Zoodoc.

Einsatzgebiete

Standardeinsatz der Knopflochchirurgie ist die Kastration der jungen Hündin vor bzw. nach der ersten Läufigkeit – ab einem Körpergewicht von zehn Kilo. Das gesunde Tier wird damit möglichst wenig belastet. Beim Patient Hund wird die Technik bei Operationen in der Bauch- oder Brusthöhle und an den Gelenken angewandt. Sowie zur Diagnose von Erkrankungen innerer Organe, wenn Proben entnommen werden sollen oder eine Begutachtung notwendig ist. Reitl: "Das schont das kranke, ohnehin geschwächte Tier."